BHs sind für mich Schwindler in der Schublade, die sich beim Kauf noch als bereitwillige Unterstützer tarnen, um mich im Alltag schamlos hängen zu lassen. Liegt es an der falschen BH-Größe oder einer ungünstigen Form? Ein Brafitting-Termin soll mich mit den komischen Körbchen versöhnen.
Von kinkyminky
Falsche BH-Größe? Ich bin eine von vielen
Viele Frauen tragen die falsche BH-Größe oder eine für sie ungeeignete Cup-Form. Laut Studien eines bekannten Wäscheherstellers sind es bis zu 80 Prozent – und ich bin wahrscheinlich eine von ihnen.
Schon vor Jahren hatte ich es aufgegeben, nach DEM idealen Begleiter für meine Brüste zu suchen. Weil der Zustand, in dem ein BH perfekt passt, sich zumindest bei mir permanent ändert. Das Ergebnis: ein Wäscheschrank voller mehr oder weniger ansprechender BHs mit und ohne Bügel, Push-ups, Bralettes, Bustiers und körperformenden Tops.
Passt der BH? Ansichtssache
"Jo-Jo-Effekt?", unkt meine Kollegin, die nach eigenen Angaben am liebsten oben ohne geht. Ich nenne es "On-Off-Season". Klingt sportlicher und mehr danach, als hätte ich einen Einfluss darauf, wie viel Fett und Wasser sich links und rechts einlagern.
Der Feind unter meiner Bluse
Meinen Büstenhalter wähle ich tagesformabhängig danach aus, in welchem am wenigsten herausquillt und gleichzeitig nicht zu viel Luft zwischen Brust und Körbchenwand entsteht. Denn auch diese Erfahrung musste ich schon machen: Ein BH, der morgens noch zu passen schien, entwickelte sich über Tag zu einem Feind unter der Bluse, zu einem Fremdkörper, den meine Oberweite förmlich abstieß.
"Brafitting musst du machen!", sagen die Kolleg:innen. "Brafitting ist DAS Thema!"
Ich knicke ein. Und wende mich vertrauensvoll an Brafitting-Expertin Gundula Schildhauer vom Fachgeschäft Liebhabereien in Hannover. Sie soll es nun richten und mich auf den Pfad der Erkenntnis oder besser, in eine passende Unterbrustweite und Cupgröße lotsen. Bei der Online-Beratung wird sie nicht nur einen Blick auf die Passform meiner aktuellen BHs werfen, sondern auch meine Maße checken.
Ich bin skeptisch und grinse gleichzeitig in mich hinein: Bei der Terminvereinbarung habe ich meine unterschiedlich großen Brüsten noch nicht erwähnt. Ob die Brafitterin dieser Herausforderung gewachsen ist?
Doch davor noch einige Brust-Basics to go.
Die Sache mit der Natur und den Brüsten
Es liegt in der Natur des Busens, sich stetig zu verändern. Er meint es gar nicht böse, vielmehr sind es Hormone, Gewichtsschwankungen, verschiedene Lebensphasen und der Alterungsprozess, die Form und Größe beeinflussen. So ist die Brustentwicklung in der Regel mit 18 Jahren abgeschlossen, eine Veränderung kann aber das gesamte Leben stattfinden. Viele Frauen erleben mit oder nach einer Schwangerschaft eine große Umstellung und müssen erstmals auf andere BH-Modelle umsteigen, die nicht nur größer und bequemer sind, sondern auch lustige Features wie Öffnungen fürs Stillen bieten.
Auch Liebhaber der erotischen Laktation kommen dank Milchklappe im BH schneller ans Ziel.
Für die eine Erlösung, für die anderen ein wahres Armageddon: der Moment, wenn der Busen nach dem Abstillen oder dem Abschied von der elektrischen Milchpumpe sein neues, wahres Gesicht zeigt und du dich fragst:
Wer sich jetzt mangels Schwangerschaftserfahrung ins Fäustchen lacht, dem sei gesagt: Auch ohne Schwangerschaft erleben viele Frauen dank hormoneller Veränderungen während des Zyklus und spätestens ab Mitte 30 das, was geschäftstüchtige Schönheitschirurg:innen als "Volumenverlust" betiteln. Ich kenne zwar eher das Bild der Mandarine in der Tennissocke, hier darf sich aber jeder selbst sein Kopfkino nach Belieben an- und ausschalten.
Fakt ist: Das Brustgewebe wird mit den Lebensjahren schlaffer, der Busen weicher. Mit abnehmender Östrogenproduktion kann sich mehr Fett einlagern. Dabei ist der pektorale Status quo mehr als fragil. Über den Zyklus ergeben sich Schwankungen in der Brustfülle genauso wie Spannungsgefühle, die förmlich nach einem Bra-Change schreien.
Ab auf die Beratungscouch: Brafitting vom Profi
Ich treffe mich mit Gundula im virtuellen Raum. Ein Termin in ihrem Geschäft wäre aus Gründen der Entfernung zu aufwändig, gleichzeitig fühle ich mich bei der Online-Beratung in meinen eigenen vier Wänden maximal wohl. Bevor ich die Bluse ausziehe und ihr die nackte Wahrheit präsentiere, sprechen wir noch über allgemeine Fragen rund um das Thema BH.
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Der Online-Kurs ist auch für Basis-Mitglieder kostenlos.
Wie viele BHs brauchst du und was dürfen sie kosten?
Im Vergleich zur Zeit unserer Großmütter, als Frau vielleicht einen oder zwei gute Büstenhalter besaß, haben die meisten Menschen im Bra-Game heute nicht nur die größere Auswahl, sondern auch mehr BHs im Schrank. Laut Statista besitzen Frauen in Deutschland durchschnittlich 11,7 BHs und kaufen vier neue im Jahr.
Günstige Büstenhalter sind schon für wenige Euro zu haben, nach oben ist wie immer alles offen: Der jährlich wechselnde, diamantenbesetzte "Fantasy Bra" einer bekannten US-amerikanischen Modemarke kostet rund zwei Millionen Euro – ob der mir besser passen würde als die Dinger im Schrank? Immerhin Hans und Franz* hatten darin schon Platz.
* Insider kennen die Namen von Heidi Klums Brüsten.
Brafitterin Gundula empfiehlt in unserem Gespräch mindestens drei BHs: ein bis zwei T-Shirt-BHs sowie einen für Anlässe oder Events, in dem du dich besonders fühlst. Wer im Sommer schnell schwitzt, sollte mehr im Schrank haben, um nicht jeden Abend für den nächsten Tag waschen zu müssen. Apropos waschen: Ich bin leise beschämt, als mir Gundula im Beratungstermin vor die Füße wirft:
Hat sie etwa Einblick in meine Waschmaschine, wo gerade mehrere BHs munter ihre Runden drehen? Grundsätzlich empfiehlt die Expertin Handwäsche oder das Handwäsche-Programm. Letzteres aber nur, wenn die Büstenhalter durch ein Wäschenetz mit fester Form geschützt und bei maximal 400 Umdrehungen angeschleudert werden.
Wer einen guten BH besitzt, wird diesen vielleicht auch besser pflegen wollen. Hochwertige Wäschestücke, wie sie Gundula in ihrem Geschäft anbietet, kosten ab 50 Euro – und sind ihren Preis wert. Sie bewegen sich einerseits außerhalb der gängigsten Größen, die von Modeketten angeboten werden. Andererseits sind sie aufwändiger gearbeitet: Bis zu 50 Einzelteile und die Handwerkskunst professioneller Wäschenäher:innen braucht es, bis ein BH entsteht.
Und ich frage mich:
Ein Maßband und drei meiner gängigsten BHs sollen uns helfen, die richtige Passform zu finden. Wäre ich persönlich in ihr Geschäft gekommen, hätte sie meine Größe mit bloßem Auge erkannt, meint die Brafitterin, und ich nehme ihr das sofort ab.
So misst du deine BH-Größe richtig
Einen Röntgenblick hat die Beraterin freilich nicht und so stehe ich nach einem kurzen Eingangsgespräch im BH vor der Webcam. Lustvolle Assoziationen kommen dabei eher nicht auf. Die visuelle Prüfung durch Gundula – mit einigem Armheben, Nachvornelehnen und Seitenansichtzeigen – ergibt: Mein aktuell vielgeliebter und, wie ich dachte, bequemer BH sitzt nicht richtig.
Laut Expertin liegt das Unterbrustband idealerweise direkt auf der Haut und steht auch am Steg nicht ab. 80 Prozent des Brustgewichts sollten auf ihm lasten, während die Träger nur noch den Rest halten und nicht einschneiden. Am Rücken sitzt das Unterbrustband keinesfalls höher als vorne, sondern etwas tiefer, und schneidet so auch am wenigsten ein. Dafür dürfen die Träger etwas länger gestellt werden. Mein Argument "Rückenspeck-Alarm!!" gegen eng sitzende BHs ist damit vom Tisch.
Mein bequemer Begleiter hält keinem der Kriterien stand. Was hatte ich auch erwartet, als ich mich zur BH-Beratung mit dem Profi verabredete?!
Während ich mich dezent schäme, leitet Gundula mich ungerührt durch das Messen, denn statt der oftmals zwei Maßzahlen aus den gängigsten Unterwäsche-Tabellen benötigt sie drei:
- Unterbrustweite bei normaler Atmung
- Unterbrustweite bei vollständiger Ausatmung und gestrafftem Maßband
- Brustumfang an der größten Stelle des Busens
BH-Größe richtig messen
Unterbrustweite messen
Brustumfang messen
Gerade die kleinere Maßzahl unter der Brust und das geschulte Auge der Brafitterin belegen, dass ich derzeit die falsche Größe trage. Gundulas Expertise erschreckt und versöhnt mich zugleich: Zehn Zentimeter geringere Unterbrustweite und mindestens zwei Cups größer wären passend. Übersetzt – schmalerer Oberkörper, größere Brüste. Gekauft.
Dass links und rechts bei mir unterschiedlich groß sind, scheint kein Problem zu sein. Offenbar betrifft das viele Menschen mit Brust.
Für den BH-Kauf ergibt sich für mich daraus lediglich, dass ich mich an der größeren Brust orientieren soll und die kleinere etwas Luft im Cup haben darf. Bei wem der Unterschied besonders groß ist, die kann mit einer Einlage ausgleichen.
Welcher BH passt zu welcher Brustform?
Brafitterin Gundula Schildhauer hat Tipps zu den verschiedenen Formen:
In meinem Fall ist es der Balkon, der mich perfekt umschließen soll. Die Inhaberin von Liebhabereien hält mir einige Modelle in die Kamera und ich stelle fest: Mein Vorurteil, im Fachgeschäft vielleicht nur klassische Formen und Farben zu finden, schwindet. Die BHs wirken auch in größeren Cups ansehnlich. Wir einigen uns darauf, dass die Brafitterin mir mehrere Modelle und Größen zum Anprobieren schickt.
Weshalb ich nun jahrelang die falsche BH-Größe getragen habe? Geht es nach dem Wäsche-Profi, bräuchten viele Menschen mit Brust bei korrekter Passform Größen, die außerhalb der viel verkauften Norm liegen – etwa eine 65D oder eine 80F. Diese werden jedoch in vertikalen Ketten kaum angeboten und so schicken auch selbsternannte Lingerie-Spezialist:innen ihre Kundinnen in sogenannte Kreuzgrößen. Vollkommener Quatsch, sagt Gundula in unserem Gespräch: "Unterbrustband und Cup müssen passgenau sitzen, damit der Busen in Form kommt und die Schultern entlastet werden."
Unterbrustband und Körbchengröße stehen in einem relationalen Verhältnis zueinander, weshalb Cup nicht gleich Cup ist. Manche Hersteller empfehlen, dass BH-Tragende bei steigender Unterbrustweite auf die nächstkleinere Körbchengröße ausweichen. Demnach sind etwa 75C und 80B Kreuzgrößen, genauso wie 105E und 110D.
Verliebt in den Neuen
Wenige Tage später befühle ich mit nervösen Fingern die feine Ware aus dem Fachgeschäft. Die einzelnen Modelle kosten etwa so viel, wie vier meiner Billigheimer-Wohlfühl-BHs zusammen. Idealerweise passen die Dinger deshalb nicht nur, sondern stehen auch für mehr als eine Liaison zur Verfügung.
Die BH-Beraterin hat nicht zu viel versprochen: Das Material fühlt sich weich und gleichzeitig fester an als alles, was derzeit sein trauriges Dasein in meiner Wäscheschublade fristet. Bevor mich erneut das Schamgefühl ergreift, meinen Brüsten über Jahrzehnte nicht die verdiente Anerkennung gegeben zu haben, teste ich das erste Stück.
Aus der Online-Beratung weiß ich: Einen BH, der perfekt passt, kann ich durch den straffen Sitz nicht wie gewohnt vorne schließen und dann um 180 Grad drehen. Ich muss die Haken im Rücken zueinander führen und bin fast amüsiert, dass ich mal diejenige bin, die umständlich rumfummelt. Ich wähle die äußerste Einstellung und lasse die Träger lang, so hat es mir die Brafitterin empfohlen.
Der Erstkontakt raubt mir kurz die Luft und ich gebe mir einige Minuten, bis der teure Brust-Buddy und ich miteinander warm werden. Dann folgt recht schnell die Erkenntnis, dass ein straffes Unterbrustband nicht unangenehm ist, aber das Körbchen immer noch (!) zu klein, was mir Gundula nach einem kurzen Fotocheck bestätigt. Ich wechsle in dasselbe Modell mit einem größeren Cup und erlebe eine Erleuchtung. Alles sitzt da, wo es sein soll. Kein Mäusespeck quillt unter den Achseln hervor. Der Busen ist gestützt und sieht ansehnlich geformt aus. Die Schultern fühlen sich angenehm leicht an.
Fast möchte ich beim Nachbarn klingeln und meinen persönlichen Heureka-Moment teilen. Doch der hat ja keinen blassen Schimmer von meiner Odyssee durch die BH-Größen dieser Welt. Es bleibt ein starkes Gefühl der Verliebtheit in den Neuen und die Frage: Was mache ich nun mit den 20 anderen Schwindlern im Schrank? Vielleicht mal Kolleginnen ausmessen gehen.
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