Der Orgasmus bezeichnet den Höhepunkt des sexuellen Lusterlebens, der beim Geschlechtsverkehr oder der Masturbation eintreten kann. Soviel zur Theorie. Unsere Kolumnistin beschäftigte sich lieber in der Praxis mit dem Orgasmus und räumt eindrücklich mit dem Irrglauben auf, dass das gemeinsame Kommen das höchste der Gefühle sei.
von JOYclub-Kolumnistin Sophie Andresky | Mehr Kolumnen: Entdecke Sophies Welt
Vom Riesenrammler über den Pressluftficker zum Turbostoßer
Ich musste sofort an die Zeichentrick-Maus denken, als der smarte Südländer mir seinen Namen sagte: Gonzales. Der nächste Gedanke war dann: "Hoffentlich vögelt er nicht auch wie die schnellste Maus von Mexiko."
Turbostoßen kann durchaus Spaß machen, vorausgesetzt es ist nur eine Variation, bestenfalls in den letzten Minuten vor dem Orgasmus, wenn der Schwanz nicht nur schneller, sondern gern auch härter zur Sache gehen darf. Aber karamba karacho sollte nie die einzige Bewegung und das einzige Tempo sein, nein danke, ich mag nicht von einem Presslufthammer gefickt werden. Und schon gar nicht von einem, bei dem nach zweieinhalb Minuten der Akku leer ist. Ich bin für Quickies zu haben und ich finde, dass aufregender kurzer Sex besser ist als öder, der die ganze Nacht geht, aber kommen möchte ich natürlich schon. Diesen Unsinn, dass Orgasmen für Frauen nicht so wichtig seien, haben wahrscheinlich Männer gestreut, die nicht wissen, wo sie rubbeln sollen.
Beim smarten Südländer hatte ich Glück: Gonzales war weder Presslufthammer-B-B-Bernhard noch mexikanischer Riesenrammler, sondern Spanier, denen das Klischee nachsagt, sie seien überaus passable Ficker, solange man nicht ihre Mutter erwähnt, denn dann, Madonna!, geht gar nichts mehr und er sitzt heulend vor Schuldgefühlen und Scham auf der Bettkante. Ich habe es lieber gar nicht erst ausprobiert.
Der ultimative Orgasmus-Jackpot
Übrigens, wo wir schon bei erotischen Gerüchten und Verleumdungen sind: Die besten Liebhaber der Welt sollen die Kubaner sein, weil es zu deren Machotum angeblich dazugehört, nicht nur möglichst viele Frauen abzuschleppen, sondern diese auch besonders ekstatisch zu beglücken. Hoffentlich stimmt es, denn der weibliche Orgasmus als Beweis für männliche Ehre – das wäre doch mal was! Aber Gonzales war wie gesagt Spanier und orgasmusmäßig ein echter Jackpot, denn es fügte sich zeitlich bei uns so, wie ich es am liebsten mag: Ich kam zuerst und er etwas später, ich hatte also zwei oder drei spitze Schreie Vorsprung.
Oder um es anders zu formulieren: Gefickt werden, während man kommt, ist geil, es intensiviert und verlängert den eigenen Orgasmus. Außerdem können wir Mädels nicht nur öfter, wir können auch länger kommen, da ist ein kleiner Vorsprung also eine gute Sache.
Das Märchen vom gemeinsamen Kommen
Ich finde es am wichtigsten, dass beide beim Vögeln abheben. Für mich muss es aber nicht zwangsläufig gleichzeitig passieren. Und sich Stress zu machen, um nur ja in derselben Sekunde durch den Feuerreif zu springen, turnt total ab. Viele Dr.-Sommer-Beiträge beschäftigten sich damals in der Bravo mit der Frage, wie man am besten gemeinsam kommt. Als wäre das das höchste Ziel beim Vögeln, so ein Quatsch.
Ich hatte schon einen Mann, der in wilder Panik mit zunehmend schriller Stimme "Komm!, Komm!, Komm!" bellte, als würde das meine Ekstase beschleunigen. Oder welche, die mit dem Ton ehrlicher Verzweiflung "ich komm gleich" winselten. Jungs, das ist nicht das Armageddon, das ist nur Sperma. Musses raus, musses raus. Kompetente Urologen mögen mich gern verbessern, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es gesund ist, sich wenige Momente vor dem Orgasmus in die Schwanzwurzel zu kneifen, so dass man sich alles abschnürt. Männer glauben das vielleicht nicht immer, aber uns Mädels ist es durchaus wichtig, dass Sex auch für euch schön ist. Sex ist kein Wettlauf. Und kein Synchronschwimmen. Überhaupt nichts Sportliches. Nur Lust.
Also entspannen wir uns doch. Et kütt wie et kütt, sagt der Rheinländer. Es kommt, wie es kommt. Wenn man denn kommt. Hauptsache ist, dass man kommt. Ob man nun zusammen kommt oder nacheinander, ist dagegen völlig egal.
Mehr noch: Nacheinander abzufeiern, hat echte Vorteile. Ich bin im Bett generell eine Egoistin und sehe zu, dass es mir gut geht. Ohne diesen furchtbaren Leistungsdruck. Ich frage mich nie, ob ich eine Granate im Bett bin, sondern ob ich Spaß habe. Man fragt sich ja auch nicht, ob man super im Pralinenessen ist, sondern ob die lecker sind. Im Moment des Orgasmus bin ich der einzige Mensch auf der Welt, ich nehme nichts und niemanden wahr außer meiner eigenen Geilheit.
Das ist das Paradoxe der Lust: Im Moment der innigsten Verschmelzung ist man so alleine, wie man nur sein kann. Nicht umsonst nennen die Franzosen den Orgasmus den "kleinen Tod". Aus dem Leben gehen und beim Sex kommen, muss man allein mit sich. Und manchmal tauche ich aus dem wilden Gestöhne auf mit Gedanken wie "stimmt, du bist ja auch noch da."
Vom Geschenk, die Lust des anderen miterleben zu dürfen
Wenn man sein Feuerwerk aber nacheinander abbrennt, kann man sich völlig auf den anderen konzentrieren, eintauchen in seine Augen und sehen, wie er in Flammen aufgeht. Das ist eigentlich intimer als zu zweit und doch allein durchs Weltall zu schießen. Und ich sehe meine Partner so gern kommen! Wenn Frauen dieses entrückte Lächeln im Gesicht haben oder Männer ganz weltvergessen mit offenem Mund Galaxien weit weg sind, dann fühle ich mich dem anderen immer unglaublich nah. Es ist ein großes Geschenk, diesen Moment der Lust miterleben zu dürfen. Also ist es, finde ich, sogar besser, wenn man kurz nacheinander kommt.
Ein Problem ist der zeitlich versetzte Höhepunkt nur, wenn extrem viel Abstand dazwischenliegt, aber selbst das ist kein Drama. Kommt er zuerst, widmet er sich eben anschließend mit Fingern, Spielzeug oder Zunge meinem Höhepunkt. Und Jungs, ganz ehrlich, uns Mädels ist es egal, wie wir kommen, solange wir kommen. Ich schätze da auch die Abwechslung. Ein gefickter Orgasmus fühlt sich anders an als ein geleckter oder gefingerter, aber alle sind schön.
Und komme ich zuerst und er vögelt so lange weiter bis ich schon nicht mehr richtig feucht bin, dann nimmt man eben ein bisschen Gleitgel. Beim nächsten Mal weiß man das schon und gibt ihm einen Vorsprung mit ausgiebigem Oralsex oder einer Handmassage.
Zum Orgasmus mit Sexspielzeug?
Wo ich übrigens völlig danebenlag, war beim Einsatz von Sexspielzeug. Es gemeinsam mit einem Partner einzusetzen, hielt ich für eine gute Idee, bis ich es dann ausprobierte. Ich liebe ja alles, was rappelt und mich rattig macht. Und ich hatte gedacht, ganz toll sei es (und so versprachen es auch immer wieder Illustrierte und Hersteller), beim Ficken zusätzlich ein Toy zu verwenden, also z.B. beim a tergo vom Mann gestoßen zu werden und sich gleichzeitig einen Klitorisvibrator an die Kirsche zu halten. Vielleicht finden das andere Frauen animierend, für mich war das wie Radio hören und fernsehen gleichzeitig: Zu viel, zu irritierend, nicht hilfreich.
Auch ein rappelnder Cockring brachte keinen zusätzlichen Lustgewinn. Ihn störte das kleine brummende Kraftwerk auf seiner Schwanzwurzel und ich hatte bei jedem Stoß das Gefühl, ich halte meine Möse an ein schwach geladenes Stromkabel. Und wer von euch Jungs mal gegen einen Elektrozaun gepinkelt hat, weiß, dass sich das lustiger anhört, als es wirklich ist. Lustig ist das nur für die Kühe auf der Weide, die zusehen und sich beim Graskauen innerlich totlachen, weil wieder irgendeinem blasenschwachen Depp aus der Stadt die Haare zu Berge stehen.
Überraschend zum Orgasmus
Wunderbar dagegen und ein echter Teilchenbeschleuniger für mich ist es, wenn er, während er mich fickt, plötzlich etwas Überraschendes anstellt. Gar nichts Großes, einfach irgendwas, womit ich gerade nicht gerechnet hatte. Neulich z.B. fickte er mich von hinten (ja, ich steh auf a tergo, es ist einfach der ideale Fick-Winkel, die bequemste Position und bietet die beste Möglichkeit, die Hände einzusetzen. Klar, man kann sich dabei kaum ansehen und nur Schlangenmenschen können sich noch züngelnd küssen, aber möglicherweise hängt man einfach einen Spiegel ans Kopfende des Bettes und knutscht eben vorher und nachher). Er fickte mich also von hinten, und dann nahm er ein bisschen Gleitgel, schmierte es mir in die Poritze und glitt mit seinen Fingerkuppen in ihr auf und ab. Es war wunderbar glitschig, kitzlig und geil und machte mich im Nullkommanix rasend.
Oder wenn er zwischen zwei Stöhnern unvermittelt anfängt, dreckig zu reden…! Aber bloß keine lyrischen Ergüsse, vogonische Sexgedichte braucht niemand, nur hingeraunte Satzfetzen, wie nass meine Möse ist und wie geil sich das anfühlt, ins Fötzchen zu stoßen, hach, herrlich. Das sind Kleinigkeiten, aber so was bringt’s manchmal schon.
Gonzales, mein smarter Südländer, war wie gesagt auch ein echter Glücksfall. Tänzerisch im Vorspiel, wie ein Stier mittendrin und hinterher süß wie Crema Catalana. Nur irritierte er mich ein bisschen, als es ihn dann übermannte, weil er "Ich gehe! Ich gehe!" rief. Spanier, so erklärte er mir später, gehen, wenn sie kommen. Japaner und Ungarn übrigens auch. Und wo wir gerade beim Orgasmus-Tourismus sind: Türkische Männer rufen dabei: "Ich entleere mich!" Und Russen teilen einem mit: "Ich werfe einen Balken!"
Ob sie diesen früher oder später werfen als ich, muss ich aber noch recherchieren.
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