Mit Freunden teilen wir unsere Emotionen, sowohl die positiven als auch die negativen – und manchmal auch die intimen. Wie funktioniert eine Freundschaft Plus?
Unser JOYclub-Mitglied Sina S. hat die Bekanntschaft mit einem Mann und einer Frau gemacht, die sich nicht nur das Popcorn im Kino teilen, sondern bei Gelegenheit auch das Bett. Sie sind Friends with Benefits, Freunde mit besonderen Vorzügen. Sie pflegen eine Freundschaft Plus, eine Freundschaft mit Sex-Bonus. Wie beim Casual Sex genießen sie den Vorteil, als Freunde miteinander zu schlafen, ohne weitere Verpflichtungen einzugehen. Damit ist es also mehr als eine platonische Freundschaft, aber weniger als eine klassische Liebesbeziehung. Doch wie lange mag das wohl gut gehen?
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Freundschaft Plus: Wenn aus Freundschaft mehr wird
Nils tut es mit Katja. Wieso, weiß eigentlich keiner so genau. Es bot sich irgendwann einfach an. Es war der nächste logische Schritt. Sie hatten sich kennengelernt, als Katja gerade fies von ihrem Typen sitzengelassen worden war und Nils sich mit seiner Herzdame auch nicht mehr so richtig verstand.
In der Disco hatten sie sich getroffen, hatten ein wenig geflirtet, dann über einen gemeinsamen Drink festgestellt: Irgendwie war da Sympathie. Aber Katja wollte keine Beziehung und Nils hatte noch eine. Also trafen sie sich auf freundschaftlicher Ebene. Das war irgendwie viel leichter. Die Beziehungsfrage war von vornherein geklärt, also konnte man unbeschwert sein, lachen, albern sein, auch mal schlecht sitzende Jeans tragen oder gammelige Baumwollschlüpfer. Spielte ja keine Rolle. Sie genossen die Unangestrengtheit und die Vertrauensbasis, die sich bald einstellte. Katja heulte sich über den fiesen Ex aus und Nils gab unumwunden zu, dass er Frauen manchmal einfach nicht verstand und die, die mit ihm zusammen war, am allerwenigsten.
Freundschaft plus: Ein heiß diskutiertes Thema, auch im Forum.
Und einmal, da saßen sie bei Katja zu Hause, lachten sich bei Chips und Bierchen tot über eine fiese Castingshow im Fernsehen und irgendwie war es dann doch passiert. Sie hatte so süß ausgesehen in ihrem Schlabber-T-Shirt und den wirr hochgesteckten Haaren und da hatte er sie einfach geküsst. Sie hatte das Salz der Chips von seinen Lippen geleckt und sich gar nichts weiter dabei gedacht. Es hatte sich gut angefühlt. Und so hatten sie die Nacht miteinander verbracht. Am nächsten Morgen war kurz Katerstimmung aufgekommen. Sie hatte gefragt, ob sie denn jetzt keine Freunde mehr waren und ob jetzt alles anders sei und hatte schnell ergänzt, dass sie das nämlich nicht wolle. Er hatte ihr Ähnliches beteuert.
Wenig später war die Geschichte zwischen Nils und seiner Freundin aus. Katja bekam Gewissensbisse und fragte besorgt, ob das ihretwegen sei … er sagte nein, sie solle sich keinen Kopf machen, es wäre eben nicht mehr gelaufen, das wisse sie doch.
Friends with Benefits: Zwischen Freundschaft und Liebesbeziehung
Katja war erleichtert und schlief wieder mit Nils. Und wieder. Sie genossen einfach die Gegenwart des Anderen im Leben, sie mochten es, sich nah zu sein, ohne die Last einer "Beziehung" auf den Schultern. Trotzdem hatte jeder von ihnen einen kleinen Mann im Ohr, der ihnen flüsterte, dass das so nicht ewig weitergehen könne. Was, wenn einer von ihnen sich doch verliebte? Was, wenn einer von ihnen jemand Neuen kennenlernte und sich anderweitig verliebte? Was wenn, was wenn…
"Friends with Benefits" lautet die englischsprachige Begrifflichkeit für ein Arrangement zwischen zwei Menschen, die sich gut verstehen, die Spaß miteinander haben, die auch mal über Intimes plaudern können und die sich darüber hinaus auch noch sexuell anziehend finden und darum mehr oder weniger regelmäßig miteinander in der Kiste landen. Sie sind halt gute Freunde plus Sexbonus.
Wozu braucht man so eine Zwitterform zwischen "nur gut befreundet sein" und "ein Paar sein"? Weil man sich nicht entscheiden kann? Weil man dann eben so lange mit dem Kumpel schnackselt, bis Mr. oder Ms. Right vorbeikommen? Weil man beziehungsmäßig gerade ordentlich was zwischen die Hörner bekommen hat und von ernsten Mann-Frau-Kisten erst mal nichts wissen will? Ja, ja und ja. Genau deswegen. Und aus tausend anderen Gründen. Gründen, die diese Mann-Frau-Kiste immer so ungeheuer anstrengend machen, so ritualisiert, so erwartungsüberfrachtet. So, dass es uns manchmal tatsächlich zum Hals heraushängt. "Ohne Bedingungen" ist eine sehr stimmige Beschreibung für ein Friends-with-Benefits-Verhältnis.
Welche Kontaktanbahnung zwischen Mann und Frau ist das sonst schon? Vom ersten Türaufhalten, vom ersten Blick ins Dekolleté, von der ersten flüchtigen Berührung über den Tisch im Restaurant hinweg ist der Kontakt zwischen zwei beziehungswilligen Erwachsenen doch mit Erwartungen und Bedingungen gespickt. Wenn Frau sich so und so verhält, dann wird sie als potenzielle Partnerin ernst genommen, sonst nicht. Wenn Mann so und so aussieht, dann kommt er infrage, sonst nicht.
Eine Beziehung ohne Bedingungen
Wie anders ist da doch die Begegnung zwischen Mann und Frau, wenn von vornherein geklärt ist, dass eine Beziehung oder eine sexuelle Begegnung nicht infrage kommen. Herrlich unverkrampft, frei von Rollenspielen, ohne Stock im Allerwertesten und ohne Floskeln auf der Zunge. Man muss weder beeindrucken noch beeindruckt tun, wenn man es nicht ist. Man kann in der Nase bohren und sich am Po kratzen, wenn einem danach ist, um es mal ganz platt zu formulieren. All das, was Paare in längeren Beziehungen erst nach ein paar Jahren tun oder eben nicht mehr tun, sagen oder eben nicht mehr sagen, das geschieht zwischen Freunden sofort. Weil die ganze Balzerei drum herum eben wegfällt.
Wie lange können Freunde auch Bettgenossen sein?
Die Frage ist: Wie lange bleibt das so? Können Frauen und Männer nur gute Freunde sein? Oder kommt einem der Sex früher oder später immer ins Gehege, wie schon bei "Harry und Sally" so herrlich philosophiert wurde? Und WENN der Sex dann in einem schwachen Moment mal ins Gehege kommt, was passiert dann? Ist die ganze Freundschaft dann automatisch beim Teufel? Und: War es das wert, die Freundschaft zu opfern, nur um dann doch mal gepoppt zu haben? Denn, das ist unbestritten, so eine Freunde-mit-Sexbonus-Sache, die ist ziemlich fragil. Sie balanciert auf der schmalen Grenze zwischen Freundschaft und Liebesbeziehung herum und ist ständig in Gefahr, herunterzupurzeln und dabei in tausend Scherben zu zerspringen. Der Punkt ist, wenn einer anfängt, an Sex zu denken, dann kann er diesen Gedanken nicht einfach wieder beiseiteschieben.
Und so ist die Halbwertszeit von Friends-with-Benefits-Liaisons naturgemäß eher kurz. Diese Art von Beziehung (denn es ist ja auch eine Art von Beziehung …) ist da, wenn es eben das ist, was man im Moment braucht. Und so hat sie auch ihre Daseinsberechtigung. Solange, und das ist der nächste Punkt, es beiden Beteiligten gefällt und gut damit geht. Denn meistens zerbrechen solche Verbindungen in dem Moment, wenn einer dann doch mehr als freundschaftliche Gefühle entwickelt und der andere nicht. Sicher sicher, in Hollywood ist es dann zauberhafterweise immer so, dass sich am Ende beide verlieben. Aber im wahren Leben? Sicher ist die Aus-Freunden-wurden-Liebende-Quote dort nicht ganz so hoch.
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Daher bleibt es unterm Strich wohl am wichtigsten, den anderen bei seiner eigenen Bedürfnisbefriedigung nicht aus den Augen zu verlieren. Sicher, man selbst braucht vielleicht gerade eine starke Schulter zum Ausheulen oder ein paar Streicheleinheiten von einer zarten Frauenhand … aber der andere war und ist schließlich in erster Linie ein sehr guter Freund, also sollte es ihm auch gut gehen damit. Am Ende bleibt nur die Ehrlichkeit zueinander und ein klares "Es war schön, aber ich kann das so nicht mehr …" wenn man sich danach fühlt. Die Katerstimmung, die dem Verlust eines Freundes UND eines Bettgenossen gleichzeitig zweifellos folgen wird, die muss man dann leider in Kauf nehmen. Drum prüfe gründlich, bevor du dem Impulse nachgibst, deinen besten Freund zu beschlafen.
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