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Intimpiercings

Alles über Reiz, Arten und Risiken von Intimpiercings

Piercings sind ein beliebter Körperschmuck und auch im Intimbereich keine Seltenheit. Wir wollten es mal genauer wissen und fragen die erfahrene Piercerin Andrea Venhaus im Interview: Was ist der Reiz an Intimpiercings? Welche Varianten sind bei Männern und Frauen möglich? Und welche Risiken gibt es?

Intimpiercings: Ganz schön (schmerzhaft)!

 
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Der Reiz von Intimpiercings

Piercerin Andrea Venhaus alias needlewitch betreibt mit Deep Metal eines der ältesten Piercing-Studios im Ruhrgebiet und hat bereits 1989 ihr Hobby bzw. ihren Fetisch zum Beruf gemacht. Als Piercing-Liebhaberin trägt sie selbst natürlich auch Intimpiercings, ganze sieben Stück an der Zahl.

JOYclub: Aus welchem Grund lassen sich deine Kunden Intimpiercings stechen? Ist es eine sexuelle Bereicherung oder eher ein optischer Aspekt? Gibt es vielleicht sogar noch andere Gründe?

Andrea: Das sind die wesentlichen Gründe, der sexuelle Reiz und auch optische Aspekte, meistens beides. Einen ganz andern Hintergrund hat es, wenn sich z.B. eine missbrauchte Frau intim piercen lässt – das ist dann eher eine Art therapeutisches Piercing zur Zurückeroberung des eigenen Körpers.

JOYclub: Was macht deiner Meinung nach den sexuellen Reiz an Intimpiercings aus? Können sie beim Sex nicht auch störend wirken?

Andrea: Der Schmuck überträgt zusätzliche Reize, wenn man dran spielt oder verkehrt und außerdem sieht es gut aus und animiert deswegen auch zum Dranrumspielen. Aber ja, Intimpiercings können auch stören. Vor allem wenn der Schmuck nicht gut angepasst ist und dann z.B. übersteht.

Arten von Intimpiercings

JOYclub: Welche Intimpiercings sind am beliebtesten? Lassen sich mehr Männer oder mehr Frauen intim piercen?

Andrea: Das KVV (senkrechtes Klitorisvorhautpiercing) ist mit Abstand das häufigste Piercing bei uns im Studio, aber auch PA (Prince Albert Piercing) und Ampallang sind beliebt. Es sind etwas mehr Frauen als Männer, die sich intim piercen lassen.

 

Standardpiercings bei Frauen

Intimpiercings sind so vielfältig wie ihre Träger. Andrea beschreibt für uns die gängigsten Arten:

 

Weitere Piercings bei Frauen

  • Christinapiercing:

Dieses senkrechte Piercing kann sehr unterschiedlich gestochen werden, liegt meist aber am untersten Punkt des Venushügels. Oft liest man, dass Christinapiercings leicht rauswachsen, dies ist aber stark von der Technik beim Stechen, der ausreichenden Länge des Stichkanals und der Auswahl des wirklich geeigneten Schmuckes abhängig.

 
  • Nefertitipiercing:

Dies ist eine Kreuzung aus dem Christina und dem senkrechten Klitorisvorhautpiercing. Es hat eine recht lange und nicht immer einfache Abheilzeit, die bis zu einigen Monaten dauern kann, da der Stichkanal sehr lang ist. Bevor man sich für ein Nefertiti entscheidet, sollte man sich unbedingt ausführlich beraten lassen!

 
  • Isabellapiercing:

Das Piercing verläuft senkrecht unterhalb bzw. hinter der Klitoris durch und braucht durchschnittlich etwa fünf bis acht Wochen bis die Wundheilungsphase abgeschlossen ist. Das Isabella ist nicht für jede Frau geeignet, die Anatomie muss zum Piercing passen, sonst gibt es ein großes Komplikationsrisiko.

 
  • Trianglepiercing:

Es verläuft waagerecht unterhalb bzw. hinter der Klitoris durch und passt anatomisch leider auch nicht bei jeder Frau. Es braucht durchschnittlich etwa fünf bis acht Wochen bis die Wundheilungsphase abgeschlossen ist.

 
  • Fourchettepiercing:

Diese Piercingvariante verläuft durch die Hautfalte am unteren Scheidenausgang und passt ebenfalls nicht bei jeder Frau, da diese Hautfalte nicht bei jeder Frau vorhanden ist. Die Abheilzeit beträgt ca. vier bis acht Wochen.

 
  • Princess Albertina Piercing:

Dies ist ein eher gefährliches Piercing, da es unter ungünstigen Umständen Inkontinenz verursachen kann. Auch ein erhöhtes Risiko zu Harnwegsinfekten und Blasenentzündungen besteht. Es neigt leider etwas zum Rauswachsen und kann dabei Vernarbungen der Harnröhre verursachen. Dies kann wiederum zu dauerhaften gesundheitlichen Problemen führen. Deshalb steche ich dieses Piercing nicht.

 

Standardpiercings für Männer


Weitere Piercings bei Männern

  • Vorhautpiercing (Oetang):

Dies eignet sich gut zum Verschließen der Vorhaut zwecks Keuschhaltung. Es darf keine Vorhautverengung vorliegen.

 
  • Dydoe (Eichelrandpiercing):

Das Piercing wird gewöhnlich paarweise mit Steckern gestochen. Es ist nur für beschnittene Männer geeignet, weil die Vorhaut sonst durch ständigen Druck zum Rauswachsen führt und es dann unschöne Kerben hinterlässt.

 
  • Piercings am Schaft des Penis:

Hierbei werden oft mehrere Stäbe in einer Reihe angebracht. Diese Piercings wachsen leider gelegentlich raus, das hinterlässt aber eher unauffällige Narben.

 
  • Pubicpiercing (Bauchdeckenpiercing):

Dies ist ein Surfacepiercing, es wird direkt über dem Penisansatz mit einem sogenannten Surfacebarbell gestochen. Es ist anfangs etwas stoßempfindlich und braucht ca. zwei Monate zum Abheilen. Dieses Piercing kann rauswachsen, insbesondere wenn man es in der Abheilzeit überbelastet.

 
  • Guichepiercing (Dammpiercing):

Diese Piercingvariante reizt besonders die Prostataregion und ist daher sehr stimulierend. Leider verträgt es sich oft nicht sehr gut mit Fahrrädern oder Pferden. In den ersten Wochen sind Slipeinlagen sehr vorteilhaft.

 
  • Ampallangpiercing:

Dies ist ein waagerechter Stab durch die Eichel und wird ebenfalls mit mindestens 2,5mm gestochen. Es ist ebenfalls eines der erotischsten Piercings für Männer und deren PartnerInnen. Der Ampallang sollte normalerweise durch die Harnröhre gestochen werden.

 
  • Prince Albert Reverse:

Dies ist ein Ring von der Harnröhre aus durch die Eichel und geht nur durch die Oberseite der Eichel.

 
  • Dolphin Piercing:

Dies verläuft vom unteren Punkt des PA die Harnröhre entlang nach unten, es ist eher für beschnittene Männer geeignet und wird für gewöhnlich als Erweiterung eines PA gestochen.

 
  • Deep Shaft Apadravya:

Dies ist ein senkrechtes Piercing zwischen den Schwellkörpern, durch den Penisschaft, mit einer recht langen Abheilzeit von ca. sechs bis zehn Monaten.

 
  • Deep Shaft Ampallang:

Damit ist ein waagerechtes Piercing durch den Penisschaft gemeint. Es ist mit sehr erheblichen Risiken verbunden, da es durch die Schwellkörper gestochen wird. Deshalb steche ich dieses Piercing nicht.

Intimpiercings und BDSM

JOYclub: Man hört ab und an, dass Intimpiercings insbesondere bei BDSM-Fans sehr beliebt sind. Ist dem so?

Andrea: Es gibt viele gepiercte SMler, aber noch viel mehr Intimschmuckfans die gar nichts mit SM zu tun haben.

 

JOYclub: Werden Intimpiercings bei BDSMlern auch funktionell genutzt? In welcher Weise? Vielleicht hast du ein, zwei Beispiele für uns.

Andrea: Piercings durch Vorhaut oder Schamlippen eignen sich auch zum Abschließen bzw. Keuschhalten, zudem kann man an manchen Piercings auch sehr gut Gewichte anhängen …

Die Vorbereitung auf ein Intimpiercing

Andrea in ihrem Piercing-Studio.
Andrea in ihrem Piercing-Studio.
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JOYclub: Wie laufen die Vorabberatung und das Stechen eines Intimpiercings in der Regel ab.

Andrea: Manche Kunden kommen erst mal einfach nur zur unverbindlichen Beratung im Studio vorbei, mit vielen spreche ich die wichtigsten Fragen zuvor aber auch am Telefon durch. Der Ablauf beim Piercen ist dann in etwa so: Zuerst sprechen wir nochmal alles genau durch. Bei der Vorbereitung werden Werkzeug, Nadel, Schmuck und Handschuhe auf einer sterilen Unterlage bereitgelegt – alle diese Dinge sollten unbedingt steril sein! Dann wird ausgemessen und ein passendes Schmuckstück ausgesucht, der entsprechende Bereich wird desinfiziert – genau wie die Hände des Piercers! Anschließend kommt das Betäubungsspray zum Einsatz. Dann wird die Stelle angezeichnet, es wird gestochen, der Schmuck wird eingesetzt und nochmals genau die Pflege erklärt und das Pflegemittel mitgegeben.

 

JOYclub: Müssen sich Piercingwillige in irgendeiner Weise auf das Stechen vorbereiten, z.B. durch eine spezielle Rasur oder Reinigung?

Andrea: Nein, normal duschen reicht völlig.

 

JOYclub: Was kosten Intimpiercings?

Andrea: Das ist natürlich von Studio zu Studio sehr verschieden, bei Preisen von unter 50 - 60 Euro wäre ich sehr sehr skeptisch, ob da wirklich alles für die Hygiene getan wir. Bei uns kosten die Standardpiercings 75 Euro, inklusive Titanschmuck, Betäubung und Nachsorge. Die Piercings an der Eichel liegen bei 95 bis 100 Euro.

Pflege und Risiken von Intimpiercings

Hier werden Piercing-Willige gepierct.
Hier werden Piercing-Willige gepierct.
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JOYclub: Wie lange dauert nach dem Stechen in der Regel die Wundheilung? Welche Einschränkungen muss man währenddessen einplanen?

Andrea: Je nach Piercing kann die Wundheilung vier Wochen oder auch einige Monate betragen, die meisten Intimpiercings sind nach vier bis acht Wochen abgeheilt. In der Abheilzeit ist Safer Sex mit Kondom Pflicht, ungeschützter Oralverkehr ist nicht erlaubt. Bei Piercings an der Eichel sollte Mann ca. ein bis zwei Wochen auf Geschlechtsverkehr verzichten.

 

JOYclub: Was muss man bei der Pflege von Intimpiercings beachten? Inwieweit wirkt dort auch der Urin als Desinfektionsmittel?

Andrea: Man sollte den Bereich ganz normal waschen, nur nicht mit zu scharfen Mitteln oder Intimwaschlotion. Rasieren mit Duschgel, nicht mit Rasierschaum und keineswegs mit Enthaarungscreme. Der eigene Urin ist wahrscheinlich eines der besten Pflegemittel für alle frischen Piercings, auch wenn dies vielleicht im ersten Moment befremdlich klingt. Urin ist, solange man gesund ist, für den eigenen Körper steril, absolut allergiefrei und auch sehr gut zum Lösen der Krusten geeignet.

Der eigene Urin ist wahrscheinlich das beste Pflegemittel für alle frischen Piercings.

JOYclub: Gibt es Risiken bei Intimpiercings? Welche?

Andrea: Es kann sich bei schlechter Pflege entzünden; man kann dran hängenbleiben; bei schlecht gestochenen Intimpiercings kann es zu ernsten Komplikationen wie Harnwegsinfekten oder störender Narbenbildung kommen.

 

JOYclub: Stichwort Allergien. Was kannst du uns dazu sagen? Bei welchen Materialien kann es zu Allergien kommen?

Andrea: Grundsätzlich kann der Mensch auf alles allergisch reagieren, bei gutem, nickelfreiem Titanschmuck ist es aber extrem unwahrscheinlich. Was öfter auch mal vorkommt: eine allergische Reaktion auf Desinfektionsmittel zur Piercingpflege. Dann muss man nur das Pflegemittel wechseln und alles beruhigt sich wieder.

Das passende Piercing-Studio finden

JOYclub: Zu guter Letzt die Frage: Worauf sollte man bei der Suche nach einem guten Piercing-Studio achten?

Andrea: Es gibt ein paar Punkte, mit denen man schnell und sicher herausfindet, ob sich der Piercer bzw. die Piercerin gut auskennt und die vorgeschriebenen Richtlinien einhält. Wenn sich die folgenden Fragen mit ja beantworten lassen, ist man auf jeden Fall in guten Händen.

  • Sind die Oberflächen im Arbeitsbereich, wie zum Beispiel Fußböden, Wände, Geräte, Einrichtung glatt und gut wischbar?
  • Gibt es getrennte Warte-, Arbeits-, Sterilisations- und Beratungsräume?
  • Ist der Arbeitsraum übersichtlich und ordentlich? Befinden sich hier nur Dinge, die zum Piercen notwendig sind?
  • Sind die verwendeten Chemikalien zur Desinfektion DGHM (Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobioloie) gelistet? Dies ist auf den Etiketten vermerkt.
  • Werden ausschließlich vorsterilisierte Einwegnadeln verwendet?
  • Werden puderfreie und sterile Einweghandschuhe benutzt?
  • Werden wiederverwendbare Instrumente nach jedem Gebrauch desinfiziert, gereinigt, verpackt und dann sterilisiert?
  • Der/die Piercerin verwendet keine Betäubungsspritze, sondern ein Betäubungsspray (aber kein Eisspray)? Hintergrund: Eine Spritze ist illegal und stört durch die zwangsläufig auftretende Schwellung das Ergebnis (oft zu flach und/oder schief). Zudem tut eine Spritze ja auch weh. Eisspray wiederum kann zu Erfrierungen führen, ist ein hygienisches Problem und verhärtet das Gewebe was beim Stechen stört.
  • Klärt der/die Piercer/in ausführlich über mögliche Komplikationen, Risiken und die notwendige Nachsorge auf?
  • Werden Minderjährige nur mit Einverständnis beider Elternteile gepierct? Muss bei Jugendlichen unter 16 Jahren ein Elternteil im Piercing-Studio dabei sein?
  • Bekommen die Kunden eine schriftliche Nachsorgeanweisung? Ist die Nachsorge im Studio kostenlos?
  • Erhalten Kunden kostenloses Desinfektionsmittel zum Pflegen des Piercings?
  • Wird als Erstschmuck ausschließlich Titan, medizinischer Kunststoff, Implantatstahl oder Niobium verwendet? Gibt es aktuelle Analysezertifikate für den Erstschmuck?
  • Ist der Piercingschmuck einzeln steril verpackt?
  • Verfügt das Studio über einen nachweisbar regelmäßig überprüften Dampfdrucksterilisator?
  • Beantwortet der/die Piercer/in alle Fragen ausführlich und nimmt sich entsprechend Zeit dafür?
  • Ist der hygienische Gesamteindruck gut?
  • Ist der/die Piercer/in sympathisch?
  • Ist der/die Piercer/in auch außerhalb der Geschäftszeiten bei Problemen telefonisch erreichbar?

Wir danken Andrea für die umfassenden Informationen.

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