Statistiken belegen: Selbstbefriedigung ist für viele Menschen selbstverständlich. Allerdings kann Masturbation wie fast jedes andere Verhalten auch zwanghaft durchgeführt werden und so zu einer echten Sucht führen. Unsere Gastautorin Graciella hat sich des Themas einmal genauer angenommen und die Lust an und für sich auch auf ihr Suchtpotential hin abgeklopft.
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Solo-Sex extrem … ein Beispiel
"Seit meinem 9. Lebensjahr hole ich mir regelmäßig einen runter, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir das Ganze langsam aus den Händen gleitet. Ich mache es mehrmals täglich und kann gar nicht mehr wirklich ohne. Ist das noch normal? Und was kann ich dagegen tun, denn langsam beginne ich, unter diesem exzessiven Zwang zu leiden."
Vorweg: Masturbation ist normal
98% der Männer und 78% der Frauen tun es, so eine Studie der Charité Berlin. Doch auch bei Tieren wie Schimpansen und Hunden ist die Stimulierung der eigenen Geschlechtsteile zu beobachten. Der Forscher Rob Pollak meint sogar, einen evolutionären Zusammenhang zwischen dem Bedürfnis, sich selbst zu stimulieren, und der genau passenden Armlänge entdecken zu können.
Menschen tun es alleine oder gegenseitig ohne Penetration und beginnen spätestens mit der Pubertät, sich intensiv dem Solo-Sex zuzuwenden. Eine Studie der Universität Koblenz-Landau zeigt, dass 87% der Befragten in der Masturbation meist keine Ersatzhandlung sehen, sondern eine eigenständige Form von Sexualität, deren Zielsetzung recht verschieden ist.
So verwundert es auch nicht, dass 1/3 aller Paarbeziehungen, in denen es beide regelmäßig tun, dies nicht wissen und auch nicht mitteilen. Aus Scham oder aus Angst, den Partner zu verletzen … oder zur Wahrung der eigenen Intimsphäre. Wie privat oder offen damit umgegangen wird, ist daher sehr individuell.
Die Motive für die Selbstbefriedigung
Die Lust auf Masturbation ist etwas Menschliches. Der Begriff "Selbstbefriedigung" unterstellt eine gewisse Zielgerichtetheit, nämlich durch intensive Stimulierung zum Orgasmus zu kommen und sich zu entspannen. Doch beim genaueren Betrachten scheint dies nicht immer der Fall zu sein.
Es gibt auch Menschen, die masturbieren gerade, um eine Spannung aufzubauen. Eine Entspannung ist dann gar nicht das Ziel, sondern die Spannung und Erregung selbst. Dem wird mit dem Wort Masturbation Rechnung getragen, was so viel heißt wie: "Den Mann in Erregung versetzen." (Mas – Mann; turbare – in Unruhe bringen), was allerdings gleichwohl für Frauen gilt.
Neben den Beweggründen sexuelle Befriedigung und sexuelle Anspannung oder Erregung zu erzielen, gibt es sicherlich noch andere Motive für die Masturbation. Für viele ist es eine Art Belohnungsinstrument, für wieder andere einfach die Flucht in die Fantasie, raus aus einem langweiligen Leben. Wieder andere sind einsam und es fehlt an echten Sozialkontakten und wieder anderen ist es ein Mittel zum Stressabbau.
Bei einigen wenigen handelt es sich um Ersatzhandlungen, die dann zum Tragen kommen, wenn sonstige Sexualkontakte unbefriedigend sind. Dies trifft häufiger bei masturbierenden Frauen zu, die darin einen Ausweg finden, die Beziehung nicht zu gefährden. Doch meist legen Mann und Frau Hand an sich an, nur aus Lust an der Freud.
Masturbation ist gesund
Während früher regelrecht gedroht wurde und auch heute die Gerüchte noch nicht gänzlich ausgerottet sind, Masturbation mache blind, würde dafür sorgen, dass der Samenstrom versiege oder gar die Potenz schwinde, ist man sich in der Wissenschaft heute einig: Handanlegen ist gesund.
So trainiert beim Mann die Masturbation die Prostata, fördert die Durchblutung, hat Einfluss auf den Hormonhaushalt und soll sich positiv auf Kreislauf und Psyche auswirken.
Masturbation: Nebenwirkungen und Risiken
Was ist denn schon normal? Nein, wir können hier keine klare Linie ziehen, denn wie auch sonst im Leben ist die Normalität sehr weit gefasst und eher abhängig von der persönlichen Befindlichkeit und Einschätzung. Doch um euch dennoch eine Annäherung zu geben: Ca. 50% der Männer tun es zwischen zweimal täglich bis jeden zweiten Tag, wobei das Gros laut Studien täglich Hand anlegt, Frauen etwas weniger.
So lange keiner darunter leidet, ist alles im grünen Bereich. Problematisch wird es, wenn sowohl der Masturbierende, als auch sein Umfeld oder gar sein Leben darunter zu leiden beginnen. Auch bei dieser Freizeitbeschäftigung gibt es Risiken und Nebenwirkungen, die es zu beachten gilt.
Noch nie masturbiert?
Nach einer Studie von Men's Health sollen lediglich 0.6 % der Männer noch niemals masturbiert haben. Ob diese Männer ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper haben oder ein Problem mit Sexualität im Generellen, muss im Einzelfall betrachtet werden.
Bei Frauen liegt der Prozentsatz derjenigen, die noch nie masturbiert haben, wesentlich höher (ca. 10 %) und auch hier muss im Einzelfall geschaut werden, ob dies für die Frau, deren Körperwahrnehmung und Sexualität unproblematisch ist oder nicht. Studien deuten jedenfalls darauf hin, dass Frauen, die sich selbst befriedigen können, besser wissen, was sie im Bett brauchen und das auch deutlicher zu verstehen geben.
Ausschließlich Solo-Sex?
Die Gefahr beim ausschließlichen Masturbieren liegt darin, dass der Körper auf eine gewohnheitsmäßige Abfolge aus Stimulation und Fantasien trainiert wird. Diese Abfolge hat aber meist so gar nichts mit realen sexuellen Begegnungen zu tun, egal ob hetero- oder homoerotisch.
Der Switch von Solo-Sex zu Realsex wird dadurch eventuell erschwert und eventuell ganz vermieden, wenn es zu Schwierigkeiten gekommen ist. Wer gut masturbieren kann, muss daher noch lange kein guter, genussvoller und hingebungsvoller, ekstatischer Liebhaber sein.
Doch keine Sorge liebe Männer ohne momentane Partnerin oder mit einer leichten Kontakthemmung. Solange ihr nicht aufhört, euch dem weiblichen Geschlecht auch in der Realität zuzuwenden, ist die Sorge unberechtigt. Dann gilt: Solo-Sex ist immer noch besser als gar keine Freude.
Masturbationssucht?
Eine Masturbationssucht liegt dann vor, wenn man seinen Alltag und Beruf vernachlässigt und der Zwang zum Solo-Sex zum Verlust des Jobs oder zum Verlust von Freunden und Partnern führt. Auch ein "Sich-selbst-nicht-mehr-ausreichend-pflegen" kann ein Zeichen sein, dass das Maß überschritten ist und sich ein Betroffener selbst gefährdet.
Mit den Folgen für Beruf und Sozialleben geht mit der Masturbationssucht ein deutlicher Zwang einher. Betroffene können nicht Nichtmasturbieren, ohne "Entzugserscheinungen" wie Unruhe oder sogar Zittern zu entwickeln. Die Gefahr ist weniger körperlich als vielmehr sozial und ähnlich einschneidend wie bei einer Spielsucht.
Stellt jemand solche oder ähnliche Symptome bei sich fest, sollte er dringend einen Sexualtherapeuten aufsuchen und die Ursachen gemeinsam mit ihm ergründen sowie Therapiemaßnahmen entwickeln. Verlässliche Zahlen über die "echte" Masturbationssucht gibt es nicht. Niemand kann genau sagen, wie viele Männer oder Frauen davon betroffen sind. Allerdings dürfte die Prozentzahl eher gering ausfallen.
Absolute Lebenslangeweile, keinerlei sinnvolle Beschäftigung und eine sehr ausgeprägte Form sich selbst permanent zu loben und sich Gutes tun zu müssen, sind nur einige Motive, die sich hinter dieser Sucht verbergen können. Dies muss im Einzelfall mit einem Fachmann erarbeitet und aufgearbeitet werden.
Gefährliche Masturbationstechniken?
Autoerotische Selbsttötungsfälle sind gar nicht so selten. Etwa 100 derartige Todesfälle gibt es pro Jahr. Entweder kommen die betroffenen Männer durch den Einsatz von Sexhilfsmitteln zu Tode, die in Körperöffnungen eingeführt werden, durch schwere Penisverletzungen, durch Zuhilfenahme von Gegenständen, durch Elektrostimulation, durch Bondage oder in jüngster Zeit mehr und mehr auch durch die sogenannte autoerotische Asphyxiation, sprich Strangulation.
Auch ohne Todesfolge sind solche Unfälle nicht lustig und zuweilen peinlich. Autoerotische Unfälle zählen nicht als Unfall und fallen damit nicht in die Leistungspflicht von Unfallversicherungen. Und auch Krankenkassen holen sich Sachverständige, um Hergänge von Verletzungen zu rekonstruieren.
Fazit: Hand anlegen ja, aber Hände weg von gefährlichen Techniken.