Kaum ein Sex-Mythos hält sich so hartnäckig wie dieser: G-Punkt, der Orgasmusgarant. Einmal gefunden soll dieser Punkt intensive vaginale Orgasmen bescheren. Frauen wie Männer irren auf der Suche nach dem berühmten Orgasmus auf Knopfdruck durch das Lustspiel und am Ende bleibt oft nur Verunsicherung. JOYclub räumt mit dem Mythos G-Punkt ein für alle Mal auf!
Gibt es den G-Punkt wirklich?
Im Jahr 1950 erwähnte der deutsche Gynäkologe Ernst Gräfenberg erstmalig dieses Lustareal. Daher stammt auch die Bezeichnung Gräfenberg-Zone oder kurz und fachlich nicht korrekt: G-Punkt. Bis heute ist die Existenz des G-Punkts umstritten.
Du fragst dich, wo der G-Punkt liegt? Laut seinem Entdecker an der vorderen Vaginalwand, etwa in der Mitte zwischen Schambein und Gebärmuttereingang. Das Areal soll rund zwei Zentimeter Durchmesser und eine leicht geriffelte Oberfläche haben. Theoretisch findest du den G-Punkt, wenn du einen Finger vaginal einführst und in Richtung Bauchdecke tastest.
Trotz Forschung ist die Studienlage nicht eindeutig. 2008 fand der italienische Wissenschaftler Emmanuele Jannini einen verdickten Punkt in der Vagina von Menschen, die bereits vaginale Orgasmen erlebt hatten. Daraus schloss er: Manche Frauen besitzen den G-Punkt, andere nicht. 2010 lieferte die britische Sexualforscherin Andrea Burri die Gegenthese. Sie behauptetet: Die vordere Vaginalwand sei einfach eine erogene Zone, die bei der Stimulation unterschiedlich intensive Gefühle hervorrufen kann.
Heute wird eine völlig andere These vertreten:
Der G-Punkt und der viel diskutierte vaginale Orgasmus
Die Stimulation des G-Punkts könne einen vaginalen Orgasmus auslösen, so das Versprechen. Das führt bei vielen Frauen zu starker Verunsicherung. Denn nur wenige sind in der Lage, durch rein penetrativen Sex lustvolle Höhenflüge zu erleben – auch wenn es in Pornos oft anders dargestellt wird.
Ein Großteil der Frauen benötigt die zusätzliche Stimulation des äußeren Teil der Klitoris, um einen Orgasmus zu erleben. Der G-Punkt bleibt oft unauffindbar – und mit ihm der vaginale Orgasmus. Warum sorgt das bei vielen für Frust und Verunsicherung?
1905 sprach Sigmund Freud sinngemäß: Eine Frau solle daran arbeiten, die sexuelle Erregbarkeit von der Klitoris auf die Vagina zu übertragen. Alles andere sei unreif und behandlungsbedürftig. Vereinfacht ausgedrückt: Kannst du keine vaginalen Orgasmen haben, dann stimmt etwas nicht. Ein Glaubenssatz, der sich bis heute in vielen Köpfen hartnäckig hält und viele Menschen an ihrer sexuellen Vollwertigkeit zweifeln lässt.
Dank Intimchirurgie zum G-Punkt-Orgasmus?
Vom Hype rund um den Mythos G-Punkt hat vor allem eine Branche profitiert: die ästhetische Chirurgie. Viele Ärzt:innen sehen darin ein lukratives Geschäftsmodell, das vermeintliche Lustzentrum zu verstärken. Indem es mit Fettgewebe oder Hyaluronsäure unterspritzt wird, soll es für mehr Erregung beim Sex sorgen. Der Eingriff kostet mehrere hundert Euro. Außerdem sollte das Prozedere nach einigen Monaten wiederholt werden, da das Füllmaterial vom Körper abgebaut wird.
Sexualtherapeut:innen und Expert:innen stehen diesem Eingriff skeptisch gegenüber. Denn wer an der spezifischen Stelle an der inneren Vaginalwand vor der OP keine Lust verspürt hat, wird es auch danach nicht tun. Es gibt keine Garantie für den G-Punkt-Orgasmus – genauso wenig wie einen Beweis für seine Existenz. Wie kommst du aus diesem Dilemma heraus?
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Weg mit dem Orgasmusdruck – hin zu mehr Empathie
Bereits 2013 räumte Naomi Wolf in ihrem Buch "Vagina: Eine Geschichte der Weiblichkeit" mit dem Mythos G-Punkt auf. Sie sieht ihn lediglich als Teil der Klitoris – und revolutionierte damit die Sicht auf den weiblichen Orgasmus. Damit verschwimmt endlich die Grenze zwischen klitoral und vaginal: Weil es sie im Grunde nie gegeben hat. Der klitorale Orgasmus ist erfüllend und ein gesunder Ausdruck weiblicher Lust!
Die Vorstellung des G-Punkts als Orgasmusgarant kann also ad acta gelegt werden. Wichtiger fürs Erleben authentischer Lust ist es, die eigenen sexuellen Bedürfnisse ernst zu nehmen und sie mit deinem:r Partner:in offen zu kommunizieren. Wo und wie willst du berührt werden? Wenn du feststellst, dass sich Berührungen an der vorderen Vaginalwand gut anfühlen – genieße es! Du findest Stimulation am Kitzler oder Anus interessanter? Dann verschiebe den Fokus auf diese erogenen Zonen.
Für alle Liebhaberinnen vaginaler Penetration – folgende Sexstellungen bieten sich an, um die sensible Zone in der Vagina zu stimulieren:
- Doggy Style
- Die Kerze (erhöhtes Becken und Beine nach oben)
- Die Löffelchen-Stellung (beide liegen hintereinander auf der Seite, sie vorne)
Du spürst in diesen Sexstellungen nichts Besonderes? Dann probiere dich anders aus! Indem du dich nicht länger dem Druck eines vaginalen Orgasmus aussetzt, eröffnest du dir neue Möglichkeiten, um Lust zu erleben. In jedem Fall bist du gut, so wie du bist – G-Punkt hin oder her!
Fazit: Der G-Punkt ist auch nur eine erogene Zone
Stress und Druck sind schlechte Bettgefährten. Lass dich nicht vom Geschwätz anderer, der Pornoindustrie oder erotischer Literatur verunsichern. Der G-Punkt ist kein Garant für einen Orgasmus auf Knopfdruck. Es ist allein deine Entscheidung, wie und ob du zum Orgasmus kommen möchtest. Letztendlich ist der Mythos G-Punkt kein Grund, um deine kostbare Lebenszeit mit Zweifeln zu verbringen!
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