NoFap ist Trend aus den USA, bei dem junge Männer auf Masturbation verzichten. Wieso? Um sich fitter und männlicher zu fühlen. In einschlägigen Internet-Communitys spornen sie sich gegenseitig an und tauschen sich über angebliche Vorteile aus. Doch auch toxisches Gedankengut verbreitet sich dort schnell. Was steckt hinter NoFap und No Nut November? Lies rein!
Was ist NoFap?
NoFap wird vom englischen Wort to fap (deutsch: masturbieren) abgeleitet. NoFap bedeutet demnach so viel wie nicht masturbieren. NoFap-Fürsprecher erhoffen sich von sexueller Enthaltsamkeit mehr Energie, Selbstbewusstsein und Intelligenz. Sie zollen sich gegenseitig Anerkennung für ausdauernde Selbstbeherrschung und den Verzicht auf Selbstbefriedigung.
Eine regelmäßig stattfindende Challenge ist der No Nut November, to nut ist Slang für ejakulieren. Den ganzen November sollen Teilnehmer also auf Sex, sowohl solo als auch mit Partner:innen, verzichten. Auch Pornografie soll nicht konsumiert werden. Das Ergebnis nach einem Monat Abstinenz? Angeblich geistige Klarheit und erhöhte Selbstkontrolle.
Woher kommt die NoFap-Bewegung?
Die Bewegung geht auf den US-Amerikaner Alexander Rhodes zurück, der Anfang der 2010er von einer chinesischen Studie las, die eine Verbindung zwischen Abstinenz und Testosteronwerten herstellte. Nach eigener Aussage stark pornosüchtig, masturbierte er zu dieser Zeit bis zu sechsmal am Tag.
Er gründete ein Internet-Forum, in dem er von seinem Verzichtsexperiment berichtete: Der Trend war geboren. Rhodes schrieb dort, dass er nach einer Abstinenzphase voller neuer Energie steckte, sich endlich wieder Hobbys widmen konnte und geradezu Superkräfte verspürte.
Die chinesische Studie von Forschern der Hangzhou University, die für die NoFap-Theorie grundlegend ist, stammt aus dem Jahr 2003. Laut dieser stieg der Testosteronspiegel von männlichen Probanden um ca. 46 % binnen einer Woche sexueller Enthaltsamkeit. Von mehr Testosteron im Körper versprechen sich No-Fap-Praktizierende gesteigerte Libido und somit erhöhte sexuelle Leistungsfähigkeit.
Nebenbei haben sie eine starke Aversion gegen Pornografie. Viele NoFap-ler bezeichnen sich als pornosüchtig, dadurch körperlich und geistig geschwächt, nicht Herr ihrer Impulse. Kurz gesagt: Porno-und Masturbationssucht machen angeblich dumm und schwächlich; echte, starke Männer können den Thesen nach Verzicht üben und sich somit von der Abhängigkeit befreien, die Pornos und Selbstbefriedigung auf sie ausübten.
Wissenschaftliche Evidenz zu NoFap und Pornosucht
Wichtig ist jedoch zu erwähnen: Die chinesische Studie betrachtete lediglich 28 Probanden. Die Ergebnisse konnten in keiner weiteren Studie repliziert werden. Andere Studien stellten im Gegenteil fest, dass es keine Langzeit-Korrelation zwischen Häufigkeit von Selbstbefriedigung und Testosteronspiegel gibt. Ein ausgeglichenes, regelmäßiges Sexleben soll sich stattdessen positiv auf Potenz und sexuelle Leistungsfähigkeit auswirken.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO erkennt zwar "Zwanghaftes Sexualverhalten" seit 2018 als Störung an, jedoch als Verhaltensstörung und nicht als Suchterkrankung. Hypersexualität hat mehr mit Zwangsverhalten und -vorstellungen zu tun als beispielsweise einer Drogensucht. Hier kann eine Therapie helfen.
Pornografie wird in der NoFap-Szene oft als extrem negativ dargestellt. Sie überhaupt zu konsumieren, sei angeblich ein Problem und führe notwendigerweise zur Sucht. Das ist eine moralistische Sicht auf Pornos und Sexarbeit, die sich aus der amerikanisch-christlichen Anti-Sexualitäts-Bewegung speist. Sie hat mehr mit rückwärtsgewandten Ansichten zu Sexualität zu tun als mit einem gesunden, ethischen Konsum von Pornos.
NoFap: Masturbations-Mythen und Porno-Panik
Wichtiger als eine tatsächliche wissenschaftliche Grundlage für ihr Weltbild sind für viele Anhänger der NoFap-Bewegung die quasi folkloristischen Ansichten zu Selbstbefriedigung und Sex, die sich mit der Zeit in der Community durchgesetzt haben. Dazu gehören beispielsweise:
- Pornos schauen führt zwangsläufig zu Porno-Sucht.
- Wer masturbiert und/oder Pornos schaut, hat sich selbst nicht im Griff und ist willensschwach, hängt nur noch vor dem Computer und interessiert sich für nichts außer Masturbation.
- Wer abstinent ist, ist geistig und moralisch überlegen, hat mehr Zeit für Hobbys und noble Interessen wie Literatur und Sport.
- Durch Abstinenz erhöht sich der Testosteronsppiegel, was zu mehr sexueller Potenz und Motivation führt.
- Masturbation im Teenageralter mindert das Wachstum und führt zu körperlichen Beeinträchtigungen oder Deformationen.
- Masturbation führt zu Kalziumverlust und schwächt die Knochen und Zähne.
Für keine dieser angeblichen Fakten gibt es wissenschaftlichen Rückhalt, sowohl biologisch als auch psychologisch. Sie speisen sich aus überliefertem Scheinwissen und vor allem aus Scham – vor Sexualität, dem eigenen Körper und den eigenen Bedürfnissen.
Von NoFap bis Incel: Vorsicht bei der Foren-Wahl
Verquere Vorstellungen von Biologie und Männlichkeitsbildern sind in Internet-Foren keine Seltenheit: Bekannt ist auch die Szene-Gruppierung namens Incels ("involuntary celibate", unfreiwillig abstinent), die das andere Ende des Spektrums ungesunder Sexualitätsvorstellungen bedient.
Wenn du das Gefühl hast, dass sich dein Pornokonsum oder deine sexuellen Gewohnheiten außerhalb deiner Kontrolle befinden und du dir Hilfe suchen möchtest, bist du in einer therapeutischen Anlaufstelle trotzdem besser aufgehoben als in einem Internet-Forum mit kruden ideologischen Vorstellungen.
Lass dich nicht von moralischen Mythen und Gruppendynamik einfangen. So entdeckst du, ob eine Online-Community, der du angehörst, möglicherweise schlecht für dich ist:
- Andere User:innen verbreiten Verschwörungserzählungen und dubiose medizinische Fakten.
- In der Community herrscht nur eine Meinung. Diskussionen und neue Blickpunkte werden abgelehnt.
- Angebliche Heilsversprechen machen es notwendig, dass du deinen Lebensstil und dein Verhalten änderst.
- Es wird ein striktes, negatives Weltbild propagiert, das oft ungleiche Geschlechterverhältnisse und andere Diskriminierungformen beinhaltet.
Ein gesundes Verhältnis zu Solo-Sex: Pausen machen schadet nicht
Auch, wenn es nicht das Ausmaß eines Zwangs annimmt: Vielleicht hast du das Gefühl, dass du zu viel deiner Freizeit mit Masturbation oder dem Konsum von Pornos verbringst und dir darüber Sorgen machst. Erlebst du Masturbation nicht als Ausgleich, spielerisch und lustvoll, sondern als Last?
Dann könnte eine Masturbationspause für dich passen und eine Möglichkeit sein, erneut eine gesunde Beziehung zur eigenen Sexualität aufzubauen. Erlebst du Masturbation jedoch als lustvoll, stellt sich die Frage: Warum darauf verzichten?
Für viele NoFap-Anhänger ist die Abstinenz die Gelegenheit, ihre überschüssige Energie in vergessen Hobbys, Kraftsport oder das Erlernen eines Instruments zu stecken. Nichts hindert dich daran, eine gesunde Balance zu finden: Probiere eine neue Aktivität aus, belege einen Kurs oder lies ein Buch aus einem neuen Genre – parallel zu einem ausgewogenen, genussvollen Sexleben mit dir selbst oder in deiner Partnerschaft.
Wer weiß, vielleicht sorgt eine spielerische Keuschheits-Fantasie dafür, dass ihr euch noch näher kommt?
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