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Bauchgefühl

Sex in der Schwangerschaft: ein Erfahrungsbericht

Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sich meine Libido durch Schwangerschaft und Geburt verändern würde – ein veritabler Trugschluss. Ein unverblümter Bericht zwischen Squirten, Wochenbett und gnadenlosen Brustschmerzen.

Von la_Gespielin | 18.12.2020

Mein Sexleben vor der Schwangerschaft

Aktiv und aufregend. So würde ich mein Sexleben vor der Schwangerschaft beschreiben. Ich hatte praktisch ständig Lust auf Sex und liebte es, Neues auszuprobieren. Mein Mann und ich schliefen oft miteinander, praktizierten BDSM und besuchten Clubs und Fetischpartys. Hin und wieder trafen wir uns zudem privat mit anderen sexuell offenen Menschen, um unsere Fantasien auszuleben.

Die Veränderung in unserem Sexleben kam nicht erst mit meiner Schwangerschaft. Sie begann bereits mit unserem Wunsch nach einem Kind. Plötzlich war Sex in erster Linie ein Mittel zum Zweck: der Fortpflanzung. Und Sex ohne Kondom und ohne jede weitere Verhütung in der Missionarsstellung an einem fruchtbaren Zyklustag war plötzlich aufregender als jedes bisherige erotische Abenteuer.

Die gewünschte Schwangerschaft wollte sich allerdings nicht einstellen. Zyklusüberwachung via Temperaturmessung, Ovulationstests, Sex nach Plan und Co. begleiteten mich bald über Monate. Und wer hätte es gedacht:

Nach teutonischer Pünktlichkeit anberaumter Sex zu fruchtbaren Tagen ist gar nicht mal so geil.

Blowjobs, Analsex oder Praktiken, in denen seine kostbare Saat nicht in meiner Vagina landet, waren an den fruchtbaren Tagen des Monats tabu.

Bis wir es geschafft hatten und ich schwanger war. Endlich Schluss mit Sex nach Termin.

Endlich schwanger! Und jetzt?

In den ersten Tagen und Wochen nach der befleckten Empfängnis war alles wie früher. Fast alles. Sex mit Dritten ließen wir sein. Zum einen fiel ich für viele meiner Sexpartner durch die Schwangerschaft nicht mehr ins Beuteschema. Zum anderen hätte sich für mich als Schwangere der Sex mit Dritten nicht richtig angefühlt.

Irgendwann machte sich der Bauchbewohner bemerkbar: Schwangerschaftsübelkeit, die Deep Throat nicht mehr ermöglichte, Schmerzen im Unterleib, Ödeme, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen. Und die Brüste!

Im ersten Trimester der Schwangerschaft schwoll mein Vorbau rasant an, der Warzenvorhof wuchs und wurde dunkler. Und auch wenn mein Mann es noch so betörend fand, an Liebkosungen oder gar an lüsterne Knetkampagnen war nicht zu denken. Die Brüste schmerzten bei jeder Bewegung, sogar der leicht reibende Stoff des BHs tat mir weh.

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Schwanger und mehr Lust?

Umso weiter die Schwangerschaft fortschritt, desto unförmiger und unsexier fühlte ich mich. Mein Mann empfand dies abermals anders. Er konnte sich an meinen neuen Rundungen nicht satt sehen und hatte ständig Lust auf Sex. Doof für ihn, dass mein Fokus zunehmend auf der Schwangerschaft und so gar nicht mehr auf ihm lag.

Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, schwangere Frauen hätten mehr Lust auf Sex?

Unser erotisches Highlight blieb oftmals die tägliche von der Hebamme vorgeschriebene Dammmassage, die einen Dammriss bei der Geburt verhindern sollte.

Nicht alles verschlechterte sich in puncto Sexualität. Vulva samt Klitoris werden in der Schwangerschaft stärker durchblutet. Wenn ich mich dann mal trotz Müdigkeit zu Sex aufraffen konnte, erlebte ich ein intensiveres Gefühl und kam schneller zum Orgasmus. Bei mir ging es sogar so weit, dass ich beim Vaginalsex viel einfacher als gewohnt squirten konnte.

Leichter Lustaufschwung

Erst im zweiten Trimester der Schwangerschaft, als sich der Körper allmählich auf die Veränderungen eingestellt hatte, wurde unser Sexleben wieder aktiver. Nur waren schon bald einige Sexstellungen nicht mehr möglich. Es blieben nur mehr Löffelchen und Doggy.

Für mich nicht weiter schlimm, weil ich beide Stellungen liebe. Mein Mann hingegen betonte immer wieder, wie sehr er sich schon darauf freue, mich endlich wieder in der intimen Missionarsstellung zu nehmen.

Während beim Sex in den letzten Wochen vor dem errechneten Geburtstermin immer ein wenig Angst dabei war, die Geburt auszulösen, empfohl die Hebamme sogar täglichen Sex, als ich den errechneten Entbindungstermin überschritten hatte. Die Kontraktionen der Gebärmutter beim Orgasmus und bestimmte Hormone im Sperma können dazu beitragen, dass es endlich losgeht.

Noch am vorletzten Tag vor der Entbindung hatten wir also artig Sex.

Nach der Geburt: Wunden lecken!

Männer müssen jetzt ganz tapfer sein. Ein Kind zu gebären, hinterlässt Spuren: Geburtsverletzungen, eventuell muss frau genäht werden. Die ersten Tage nach der Entbindung hatte ich Schmerzen, alles fühlte sich taub an und der Beckenboden war in Mitleidenschaft gezogen. Nicht zu vergessen der Wochenfluss (das Wundsekret der Gebärmutter nach der Entbindung), der mich, der Name sagt es, wochenlang begleitete.

Pünktlich nach der Geburt meldeten sich die ersten ehemaligen Sexualpartner wieder und wollten am liebsten direkt ein Date vereinbaren. Bei einigen stieß es auf Unverständnis, dass ich nicht gleich wieder Lust hatte.

Dass sie offenbar von Rückbildung und Wochenfluss noch nichts gehört hatten – geschenkt. Dass sie allerdings allen Ernstes davon ausgingen, dass ich mein Neugeborenes für ein Schäferstündchen alleine lassen würde? Auf meiner Agenda standen ein paar Stunden Schlaf, ein entspanntes Bad oder ein Käffchen mit der besten Freundin definitiv höher.

Und überhaupt: Der Gedanke an Sex hätte kurz nach der Geburt nicht weiter weg sein können. Ich hatte – offenkundig – die ersten Tage gar keine Lust. Ich war viel zu sehr mit dem Baby beschäftigt, litt an Schlafmangel und hatte Schmerzen im Unterleib.

Und wieder plagten mich die Brüste: Die Brustwarzen waren wund und blutig, weil sie sich erst ans Stillen gewöhnen mussten und wenn ich dachte, die Brüste können nicht mehr praller werden, folgte der Milcheinschuss. Dann war da noch das Hormonchaos. Von euphorisch bis trübsinnig lagen teils nur Sekunden.

Ich hatte den Babyblues.

Und danach?

Erstmal nur Analsex

Aus all diesen Gründen war für mich klar, dass ich mit Vaginalsex noch ein bisschen warten wollte. Da ich aber trotzdem Lust verspürte und meinen Mann gerne einmal in mir spüren wollte, hatten wir anfänglich Analsex. Der erste Vaginalsex nach circa drei Wochen fiel wenig lustvoll aus, so dass wir bis zum nächsten Versuch bis zur sechsten Woche nach der Geburt warteten. Da war der Sex dann schon lustvoller, aber ohne Gleitgel noch immer schmerzhaft.

Jetzt, acht Wochen nach der Geburt, drehen sich die Gesprächsthemen mit meinem Mann freilich vor allem um Themen wie das Trinkverhalten und die Verdauung des Babys. Die Lust ist noch nicht wieder ganz da und der Kopf noch nicht frei. Wir lernen allmählich, sich spontan ergebende Situation für Zweisamkeit zu nutzen; akribisch eine Sexsession zu planen, das Spielzeug schon Stunden vorher bereitzulegen und geduscht zu sein, nur um dann, wenn unser Baby endlich eingeschlafen ist, direkt loslegen zu können.

Diese Auszeiten sind für mich als junge Mutter und für die Partnerschaft Gold wert. Denn ich bin natürlich nicht bloß Mutter, sondern noch immer Frau. Nichtsdestotrotz ist Mutter zu sein in seiner emotionalen Tiefe so erfüllend wie nichts anderes. Ich atme es, genieße es in vollen Zügen.

Und der Sex, die Lust? Werden wiederkommen. Ich bin gespannt, in welcher Form.

 

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