Sexuelle Wünsche und Fantasien sind unsere Freunde! Sie wollen uns vor Stillstand und Ödnis bewahren. In die Tat umgesetzt, können sie das Sexleben neu entfachen und Beziehungen bereichern. Aber Vorsicht! Es gibt Unterschiede zwischen Wünschen und Fantasien. Und manche Fantasie ist unausgelebt aufregender! Silke Maschinger erklärt's.
Woher kommen Wünsche und Fantasien
Wünsche und Fantasien sind meist der Anfang von Veränderungen. Unabhängig davon, ob Du gerade zufrieden bist mit deinem Sexleben oder aber auch nicht: Fantasien zeigen dir den Weg, wohin es für Dich gehen kann. Manchmal kommen sie aus deinen tiefsten Schichten, aus Bereichen, denen Du vielleicht noch nie begegnet bist. Dann wirken sie oft überwältigend und berauschend erregend oder verstörend, weil sie nicht zu Deinem Selbstbild passen.
Sie können aber auch von außen durch Bilder oder Geschichten inspiriert werden. Durch Filme oder Berichte in den Medien. Manchmal werden dadurch neue Lüste geweckt, die vorher vielleicht noch geschlafen haben. Manchmal verleiten sie aber auch dazu, Bilder als Wunsch zu übernehmen, weil sie so verführerisch und erregend scheinen, auch wenn es Dir selbst gar nicht so erscheint.
Manche Fantasien sind sozial akzeptierter als andere: wenn eine Frau sich vorstellt, sie hätte Sex mit Brad Pitt, ruft das eher Zustimmung hervor, als wenn sie sagt, sie wäre scharf auf Woody Allen. So gibt es also auch gesellschaftlich konstruiertes Kopfkino, das zu einer anderen Zeit niemals aufgetreten wäre.
Was ist Wunsch und was Fantasie?
Eine wichtige Unterscheidung möchte ich jedoch machen: Wunsch und Fantasie ist nicht das gleiche. Eine erotische Fantasie ist erstmal nur das Kopfkino, das vor Deinen Augen abläuft. Dazu gehören alle Geschichten, die Du dir ausdenkst, die Dich erregen und Dich anmachen. In Fantasien ist eigentlich alles erlaubt.
Doch nicht jede Fantasie drängt nach Umsetzung, ein Wunsch dagegen schon. Ein Wunsch ist eher etwas, was in die Realität umgesetzt werden soll. Und damit wird der Wunsch vielleicht auch etwas kleiner, weil z.B. gesundheitliche Bedenken dagegen stehen, oder weil die Umsetzung gewisse Anpassungen der Fantasie erfordern.
Unbewusste Motivation/Hintergründe
Fantasien, aber auch Wünsche, können unterschiedliche Hintergründe haben. In manchen Fantasien verbergen sich unbewusste Motivationen, die über diese fantasierte Geschichte ausgelebt werden können. Ein sehr bekanntes Beispiel ist die Vergewaltigungsfantasie: Einige Frauen haben die Fantasie, von einem oder mehreren Männer vergewaltigt zu werden. Doch das ist kein wirklicher Wunsch. Der "Trick" dabei ist nämlich, dass die Frau in der Geschichte, die sie sich dort ausdenkt, die Regisseurin ist. Sie entscheidet ganz genau, was in ihrem Traum passiert und sie ist kein Opfer wie bei einem realen Missbrauch.
Doch warum hat sie dann diese Fantasie? Sie dient möglicherweise dazu, etwas in Gedanken auszuleben, wozu der Mut sonst fehlt: Sich einfach hinzugeben, keinerlei Verantwortung für das Geschehen übernehmen zu müssen oder aber auch gesundheitliche Risiken wie z.B. AIDS einfach ausblenden zu können. Die ungebremste Wollust wird dann stellvertretend im Vergewaltiger ausgelebt, während die Frau in ihrer Fantasie ihre anerzogene Keuschheit wahrt: es war ja nicht ihre Schuld, sondern die des Mannes!
Was sagen mir meine erotischen Fantasien?
Natürlich sind Fantasien einfach nur geile Gedankenspiele, die nicht ständig hinterfragt werden müssen. Sie können uns aber auch verraten, welche Bedürfnisse in uns schlummern. Es kann spannend sein, sich einmal mit den eigenen Fantasien zu beschäftigen: Wie haben sich deine Fantasien im Laufe der Zeit geändert? Oder sind sie vielleicht auch von Mal zu Mal anders? Wann hast Du eher wilde Erlebnisse in Deinem Kopf und wann sind sie eher zärtlich oder romantisch?
Frage Dich, welche Motivation oder Gründe dahinterstecken könnten: Ist z.B. die Fantasie für eine Frau, mit einer anderen Frau zu schlafen, wirklich die Lust auf eine Frau, oder eher ein unterschwelliger Wunsch nach mehr Sanftheit mit dem männlichen Partner oder gar nach mehr Sanftheit im Alltag?
Warum bleibt mein Kopfkino schwarz?
Es gibt jedoch auch Menschen, die haben nur wenige oder gar keine Fantasien. Dafür kann es mehrere Gründe geben: Sie sind einfach keine fantasievollen Menschen. Die einen haben mehr davon, die anderen weniger. Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass Du dir kein Kopfkino erlaubst, weil Du denkst, es könnte dir schaden, weil es die Lust auf etwas steigern könnte, was Du nicht bekommen kannst oder was Du insgeheim "abartig" findest. Vielleicht hast Du Angst davor, die sexuelle Energie loszulassen, weil Du nicht weißt, was dann passiert?
Manche Menschen sind einfach zufrieden mit dem Sex, den sie haben und brauchen nicht mehr. Natürlich schließen sich ein erfülltes Sexleben und vielfältige Fantasien nicht aus, aber sie müssen auch nicht unbedingt zusammen auftreten.
Mit dem Partner darüber reden?
Nicht jede Fantasie muss und sollte umgesetzt werden. Vielleicht ist es eine Möglichkeit, sich den eigenen Lüsten hinzugeben, ohne dass die Partnerin mitmachen muss? Oder ist es ein privater und intimer Bereich, der auch zur inneren Abgrenzung dienen kann? Nicht immer muss in der Beziehung alles offengelegt werden. Das eine oder andere Geheimnis macht die Partnerschaft spannender!
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Jeder für sich füllt den Fragebogen aus, dann vergleicht ihr eure Angaben. Vielleicht findet ihr ja Gemeinsamkeiten, von denen ihr noch gar nicht wusstet? Auf in erotisches Neuland! Viel Spaß bei dieser gemeinsamen Entdeckungsreise!
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Und doch kann es eine Beziehung ungemein bereichern, wenn man das Kopfkino miteinander teilt. Es kann eine berauschende Erfahrung sein, zu zweit miteinander zu schlafen und sich dabei aufregende Geschichten zu erzählen: von erotischen Verführungen anderer oder Sex an mystischen Orten mit geheimnisvollen Zuschauern. Telefonsex oder sich erotische Geschichten im Chat zu erzählen, ist eine spannende Möglichkeit, eine gemeinsame Fantasie zu entwickeln und sogar mehr übereinander zu erfahren.
Erotische Wünsche und Fantasien umsetzen oder nicht?
Irgendwann kommt es vielleicht dazu, dass Du spürst, das soll doch real werden. Das erkennst Du daran, dass diese Bilder Dich nicht mehr loslassen und der Wunsch danach immer größer wird.
Schaue hin, was die Realität verhindert: Sind es schnöde materielle Gründe, oder weil die Rahmenbedingungen oder Mitspieler/innen nicht zu organisieren sind? Welche Abstriche musst Du machen? Manchmal ist eine Fantasie aufregender als die Umsetzung. Doch manchmal ist die Umsetzung einer Fantasie auch wahre Erfüllung!
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