Pärchenabend auf der Couch? Könnt ihr euch mit einem Blick auf die Club-Landschaft sparen. Ob Swingerparty, Nacht im Pärchenclub oder frivoles Event: Bevor ihr eure Beziehung zum ersten Mal auf erotische Abenteuerreise schickt, klärt die wichtigsten Punkte – von Konsens bis Aftercare, von Sex-Praktiken bis STI. JOYclub hat mit zwei Expert:innen gesprochen und eure Fragen zum ersten Clubbesuch gestellt.
Interview mit Isabel Mordhorst von Walk In Ruhr und PD Dr. Jörg Signerski
Welche Überlegungen sind wichtig, bevor es zur ersten Party im Club geht?
Jörg: Ihr solltet zunächst gemeinsam überlegen, was eure Wünsche und Vorstellungen sind. Welche Art von Club-Erlebnis ihr euch wünscht und welche No-Gos bestehen. Wie ihr mit Eifersucht umgeht und wie jederzeit eine tragfähiger Konsens erreicht werden kann, sind ebenso wichtige Themen.
Isabel: Aus medizinischer Sicht ist das Wissen über verschiedene Safer-Sex-Strategien relevant und welche Risiken die von euch präferierten Sex-Praktiken bergen könnten. Bei speziellen Fragen könnt ihr euch vorab in einer Beratungsstelle informieren. Auch präventive Tests auf STI (sexuell übertragbare Infektionen) sind sinnvoll, da STI nicht unbedingt Symptome verursachen. Zusätzlich gibt es präventive Maßnahmen wie Impfungen, die im Kontext Sexualität wichtig sein können. Es kann zusätzlich helfen, die Räumlichkeiten der ausgewählten Location kennenzulernen, um grundlegende Hygienemaßnahmen, wie etwa sanitäre Anlagen und Desinfektionsspender, schnell und routiniert zu finden.
PD Dr. Jörg Signerski ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, renommierter Psychotherapie-Experte und führt ebenfalls die Zusatzqualifikation Sexualmediziner. Sein besonderer Schwerpunkt liegt im Bereich Sexualtherapie. Gemeinsam wollen sie die wichtigsten Fragen zum ersten Besuch einer Sexparty beantworten und euch im Livestream Rede und Antwort stehen.
Welche Verhütungsmittel können wir im Club verwenden? Sind diese im Normalfall vorhanden und gut verfügbar
Isabel: Barrieremethoden wie Kondome oder Femidome schützen in der Regel gut vor vielen STI, expliziten Schutz vor HIV bietet die medikamentöse Safer-Sex-Methode PrEP (kurz für Prä-Expositions-Prophylaxe). Natürlich sollte unabhängig von STI auch die Schwangerschaftsverhütung geklärt sein. Beim Oralverkehr könnt ihr bei Bedarf sogenannte Lecktücher oder auch Oral/Dental Dams verwenden. Diese gibt es online oder im Fachhandel. Lecktücher könnt ihr theoretisch auch aus Kondomen spontan selbst basteln, das kann während einer Veranstaltung aber schwierig werden. In den Clubs liegen für gewöhnlich kostenfreie Kondome aus, bei off-location Veranstaltungen solltet ihr die Veranstalter:innen fragen.
Was passiert, wenn es beim ersten Besuch doch anders kommt, als wir denken? Können Grenzen und Vereinbarungen auch vor Ort neu verhandelt werden?
Jörg: Grenzen und Vereinbarungen sollten sogar neu verhandelt werden, sobald eine Person bemerkt, dass sich Wünsche und Bedürfnisse ändern. Jeder Konsens kann jederzeit zurückgenommen werden. Das setzt eine gute Reflexionsfähigkeit der eigenen Gefühle und die der anderen Person voraus. Geht achtsam und offen miteinander um, um die Möglichkeit zur Kommunikation durchgängig offen zu halten.
Wie reagieren wir souverän, wenn uns jemand im Club nach ungeschütztem Sex fragt, den wir nicht wollen?
Jörg: An dieser Stelle darf und sollte ein deutliches Nein erfolgen. Niemand sollte das Gefühl haben, in einer solchen Situation nicht klar seine Ablehnung äußern zu dürfen. Es bedarf in einem solchen Fall keiner Rechtfertigung der eigenen Wünsche. Ihr habt das Recht, Dinge nicht zu wollen und das auch unverblümt zu kommunizieren.
An wen können wir uns wenden, wenn wir im Club oder auf Partys eine unangenehme Situation erleben?
Isabel: Wendet euch in jedem Fall an das Servicepersonal oder die Veranstalter:innen und versucht, im Gespräch miteinander die Situation zu klären. Falls ihr eine euch nahestehende Person dabei habt, bittet diese um Unterstützung, damit ihr euch nicht allein fühlt. Sollte die Situation darüber hinaus medizinisch relevant sein, können im Nachgang beispielsweise auch Tests auf STI erfolgen.
Welche grundlegenden Informationen brauchen wir, um uns vor Ort auch in Bezug auf STI entspannt ausleben zu können?
Isabel: Wissen ist Macht! Es ist sinnvoll zu wissen, wie bestimmte Infektionen übertragen werden können – und wie auch nicht. Gerade in Bezug auf Sex-Praktiken, die über klassischen Sex hinausgehen, kann dieses Wissen helfen, rational und entspannt zu entscheiden, welche Safer-Sex-Praktiken ihr anwenden wollt. Hier tauchen beispielsweise oft Fragen zur (gemeinsamen) Nutzung von Sex Toys oder Oralverkehr auf. Auch Optionen, die im Fall einer Verhütungspanne ergriffen werden können (Stichwort PEP) solltet ihr kennen, um euch diesbezüglich im Zweifelsfall an eine medizinische Einrichtung wenden zu können.
Etwas unbekannter in der breiten Öffentlichkeit ist die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP). Hierbei handelt es sich um eine medikamentöse Safer-Sex-Methode, die vor HIV schützen kann. Wichtig ist, dass jede:r sich so ausleben darf, wie er oder sie es braucht. Mit fundiertem Wissen könnt ihr euch dann bewusst für oder gegen etwas entscheiden.
Was ist danach noch wichtig? Stichwort Aftercare und Reflexion
Jörg: Bei der Aftercare geht es auch darum, als Paar füreinander da zu sein. Dies kann auf verschiedenen Wegen erfolgen, denn Bedürfnisse sind verschieden: So kann diese Fürsorge auf physische und/oder psychische Weise erfolgen. Etwa, sich gegenseitig in den Arm zu nehmen oder einander zuzuhören und verbale Sicherheit zu vermitteln.
Aftercare ist somit ein wichtiger Punkt für den Aufbau und den Erhalt von Sicherheit und Geborgenheit in Beziehungen. Im weiteren Verlauf kann die Reflexion dafür da sein, das Erlebte gemeinsam zu betrachten, um neue Horizonte und Grenzen zu erkennen und auch für das nächste Mal vorzubereiten. Es sollte aber nicht darum gehen, Dinge zu zerreden oder das Gegenüber auszuquetschen.
Isabel: Im Nachgang können das Wissen über die Empfindlichkeit des genitalen Mikrobioms, vor allem bei Menschen mit Vulvina, sowie Intimpflege und Nachsorgemaßnahmen helfen, lästigen Nachwirkungen, wie Harnwegsinfekte, Pilzinfektionen oder bakteriellen Vaginosen, vorzubeugen. Ich empfehle, nach dem Sex auf die Toilette zu gehen. Den Intimbereich solltet ihr nur mit Wasser waschen, klassische Duschgels mit Duftstoffen sind weniger geeignet. Optional könnt ihr extra dafür ausgezeichnete Intimwaschlotionen, Cremes für den Intimbereich oder Milchsäurebakterien verwenden.
Entwickeln sich Beschwerden, solltet ihr ärztlich vorstellig werden, um STI und andere Infekte auszuschließen oder bei Bedarf zeitnah zu behandeln. Auch ohne Symptome können regelmäßige Tests auf STI bei wechselnden Sexualpartner:innen Sinn machen, um symptomfreie Infektionen früh zu erkennen und im Idealfall Personen zu informieren, die ebenfalls betroffen sein könnten. Bringt am besten schon vor dem Clubbesuch in Erfahrung, wo in eurer Nähe Beratungsstellen und medizinische Anlaufstellen zu sexueller Gesundheit zu finden sind.
Mit dem "STI Standard 5"-Kit von Remi Health kannst du dich zum Beispiel auf Chlamydien, HIV, Hepatitis C, Gonorrhö und Syphilis testen.
Noch mehr Tipps für Newbies
Der erste Besuch im Swingerclub kann aufregend sein. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, sich vorher über einige Punkte abzustimmen. Die Auswahl des passenden Clubs oder der richtigen Party kann ausschlaggebend sein: Wollt ihr zunächst nur einen Einblick gewinnen? Sucht nach Locations für Tanzpartys, die (noch) nicht explizit auf sexuelle Begegnungen ausgerichtet sind. So besteht die Möglichkeit, sich einen Überblick über eine bestimmte Location zu verschaffen oder mit erfahrenen Leuten ins Gespräch zu kommen.
Es gibt auch als solche gekennzeichnete Newbie-Veranstaltungen, bei denen ihr auch ganz langsam rantasten könnt. Schweigen ist nicht immer Gold: Die offene Kommunikation in eurer Partnerschaft über Wünsche und Grenzen ist unabdingbar. Nur Ehrlichkeit kann verhindern, dass ungewollt Drucksituationen entstehen oder ihr der anderen Person zuliebe möglicherweise Situationen zustimmt, mit denen ihr euch selbst nicht wohl fühlt.
Besprecht die Erlebnisse deshalb nicht nur im Voraus, sondern bleibt auch vor Ort im Gespräch. Grundlegendes Wissen zu STI und Schutzmöglichkeiten müssen kein Abturn-Thema sein, im Gegenteil: Viele hartnäckige Mythen über Infektionsrisiken lassen sich durch Basiswissen aufklären. So könnt ihr informiert und verantwortungsvoll handeln, ohne dass euer Spaß dadurch beeinträchtigt wird. Sicherheit und Vergnügen sind keine Widersprüche!
Das Erlebte Nachhinein zu reflektieren macht es zudem leichter, auch zukünftige Abenteuer maximal sicher und lustvoll zu gestalten.
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