gif
©

Schluss mit schnell und hart

Wie ich meine Vagina für tiefere Empfindungen sensibilisierte

Plötzlich stand mein Bild von Sexualität Kopf: Es gibt zarte Berührungen, Brustwarzenorgasmen und ganz viel Gefühl im Schossraum? Wie ich mich und meinen Körper neu kennenlernte und mich letztlich von meinen vaginalen Orgasmen überrollen ließ. Und du auch mehr spüren kannst, indem du immer weniger und weniger machst.

 

Ein Gastbeitrag von Kathrin Ismaier

Härter, schneller, geiler

Flashback. Ich bin Anfang 20. Ich liebe Sex. Härter, geiler, schneller? Yes please. Mein Selbstwertgefühl steigt direkt proportional zu meinen Erlebnissen im Bett. Wenn andere mich geil finden, dann muss ich wohl geil sein. Wenn Männer mögen, wie ich stöhne, dann bedeutet das wohl, ich bin heiß. Wenn mein Gegenüber mich begehrt, dann darf auch ich mich begehrenswert fühlen.

Mein eigenes Körpergefühl spielte bei all dem nur eine untergeordnete Rolle. Oft war der Sex einerseits schnell und hart, andererseits schon vorbei, bevor ich überhaupt richtig feucht und bereit dafür war, dass der Mann in mich eindringt. Manchmal spürte ich erst im Nachhinein, dass ich gerade gar nicht wollte oder richtig bei der Sache war. Aber hey ... jedes Mal war es ein Boost für mein damals leider noch sehr kleines Selbstbewusstsein.

Wenn ich heute daran zurückdenke, habe ich etwas Mitgefühl mit der Kathrin, die so sexuell offen und selbstbewusst wirkte, aber sich selbst so wenig lieben konnte, dass sie Nähe, Liebe und Bestätigung nur durch Sex suchte.

Vaginal vs. klitoral: Wo verläuft die Grenze?

Die Grenze zwischen vaginaler vs. klitoraler Orgasmus ist nicht so klar gezogen, wie lange angenommen. Bereits 2013 räumt Naomi Wolf in ihrem Buch "Vagina: Eine Geschichte der Weiblichkeit" beispielsweise mit dem Mythos G-Punkt als Garant für vaginale Orgasmen auf.

Berühre man die Vagina an dieser Stelle, würden lediglich die tief sitzenden Klitorisschenkel stimuliert. Damit revolutioniert Naomi die Sicht auf den weiblichen Orgasmus. Denn das bedeutet, auch vaginale Orgasmen sind im Endeffekt klitorale Orgasmen. Sie werden lediglich nicht durch Stimulation der außen sichtbaren Klitorisperle ausgelöst.

Damit verschwimmt endlich die Grenze zwischen klitoral und vaginal: Weil es sie im Grunde nie gegeben hat.

Orgasmus als Performance

Kein Wunder eigentlich, dass auch meine Orgasmen zu dieser Zeit oft sehr erzwungen waren. Damals war der einzige Weg für mich beim Sex zu kommen, wenn ich mich selbst klitoral stimulierte. Okay, manchmal geriet ich auch an den einen oder anderen fingerfertigen Mann, aber generell wusste ich genau, welche Knöpfe ich bei mir drücken muss, um zu kommen bevor es zu spät war und der Mann abgespritzt hatte.

Eine lustvolle Entdeckungsreise

Wenig Hingabe, viel im Mangel und damit im Orgasmusdruck. Zwölf Jahre meines sexuell aktiven Lebens war der einzige Weg für mich zum Höhepunkt zu kommen die Klitoris-Stimulation. Vaginaler Orgasmus? Sich fallen lassen und die Kontrolle abgeben? Totale Öffnung? Davon träumte ich nur. Und fragte mich, ob ich jemals vaginal – ohne dieses ganze "lästige" Nachhelfen – kommen würde. Eine leise Sehnsucht in mir sagte:

Da gibt es noch mehr.
"Meine Neugier begann also, mich anzutreiben."
"Meine Neugier begann also, mich anzutreiben."
©
 

Vaginaler Orgasmus als Ziel: Die Reise in mein Yoniversum

Meine Neugier begann also, mich anzutreiben. Nach zwei Jahren, in denen ich mit mir und meinem Partner herumprobierte, wie es auch anders gehen könnte, besuchte ich erste Tantra-Seminare und startete meine Sexological-Bodywork-Ausbildung. Es fühlte sich an, als würde ich in ein völlig anderes Universum eintauchen.

Es gibt also sowas wie zarte Berührungen? Es gibt Frauen, die haben einen Brustwarzenorgasmus? Sex muss nicht immer nur schnell und porno-mäßig ablaufen?

Ich lernte so viel Neues, dass sich gefühlt mein ganzes Weltbild auf den Kopf stellte. Mir wurde klar: Ich möchte mich selbst mehr spüren und tiefer ein- und abtauchen ins Empfinden und Zulassen. Ich begann, Bücher zu lesen. "Slow Sex" von Diana Richardson inhalierte ich fast. "Sexuelle Liebe auf göttliche Weise" von Barry Long verstörte und inspirierte mich zugleich. Ich war total angefixt von der Idee, meine eigene Orgasmusfähigkeit zu erweitern.

Zu dieser Zeit begegnete ich Violeta. Sie hat die Firma Yoni Egg Rocks gegründet und verkauft Yoni-Eier. Diese sollen Frauen mehr mit ihrem Schoßraum verbinden und damit die Fähigkeit, vaginal zu kommen, ausbauen. Natürlich brauchte ich so eines! Monatelang trug ich es immer wieder und begann, meine gesamte Vagina auf eine völlig neue Weise von innen zu spüren. Mein Yoniversum also.

"Yoni" steht im Sanskrit für die weiblichen Geschlechtsorgane und bedeutet übersetzt "heiliger Raum". Mein Yoniversum ist das Universum, das sich in mir befindet, und das ich beginne, komplett neu zu entdecken.

JOYclub für Frauen!

Schluss mit schnell und hart
  • Dick-Pic-Filter: Null Bock auf unerwünschtes Bildmaterial in deinem Postfach? Wir blurren Fotos für dich.
  • Kontaktfilter: Bestimme über die Suchkriterien selbst, wer dich kontaktiert und nutze unsere Nein-Danke- und Ignore-Funktionen.
  • Frauen-Only-Gruppen: Unsere vielfältige Gruppenlandschaft gibt dir die Möglichkeit, dich in einem Rahmen deines Vertrauens zu öffnen.
  • Dein Club: JOYclub holt dich mit deinen Bedürfnissen in jeder Lebensphase +18 ab. Finde deinen Raum für Austausch und Anregungen.
  • Persönlicher Support: Du hast dennoch eine unangenehme Begegnung? Unser Support hilft! Melde unerwünschte ClubMails und Dick-Pics direkt.

Der Partner muss mit

Ich begann damit, mich ganz bewusst selbst zu massieren. Und zwar innerhalb der Vagina. Ich drang mit meinen Fingern in mich ein und massierte meinen Scheideneingang, den gesamten vaginalen Kanal bis hinauf zum Muttermund. Am Anfang fühlte sich alles total strange an. Nicht mal wirklich geil. Aber je länger ich das Yoni-Ei benutzte und je öfter ich mich massierte, desto sensibler wurde ich.

Mit Fingerspitzengefühl

Ich fing an, die kleinsten Bewegungen meiner Fingerspitzen zu spüren und Erregung auf einem ganz neuen Niveau wahrzunehmen. Mein damaliger Freund musste jetzt gezwungenermaßen auch mitmachen. Ich wollte, dass wir beim Sex langsamer sind. Ich wollte ihn bewusster in mir wahrnehmen. Ich bat ihn, seinen Penis einfach mal ganz sanft in mir zu bewegen, in unterschiedlichen Winkeln und Stellungen. Wir experimentieren über Monate hinweg.

Guter Sex ist Teamarbeit!
Guter Sex ist Teamarbeit!
©
 

Und plötzlich passiert es

Eines Tages, nach einer mir selbst auferlegten einmonatigen Fastenzeit für klitorale Orgasmen, bewegte sich mein Freund in mir und ich konnte völlig loslassen. Mein erster vaginaler Orgasmus überrollte meinen ganzen Körper. Ich war total emotional. Das Gefühl war so viel intensiver, als ich es mir vorgestellt hatte. Er fühlte sich tiefer und erdiger an als ein klitoraler Orgasmus. Wow! Das soll ab jetzt bitte immer passieren! Naja. Pustekuchen. Die nächsten Male klappte es natürlich erstmal nicht mehr.

Aber ich wusste, was einmal funktioniert, kann wieder passieren. Die nächsten Monate und Jahre widmete ich ganz meinem immer tiefer werdenden Körperbewusstsein.

Ich lernte, wie ich mehr und mehr loslassen kann. Wie ich noch weniger tun und dafür noch mehr empfinden kann. Wie ich mich noch bewusster hingeben kann.

Mit meinem neuen Partner probierte ich, welche Stellungen mir am besten helfen, vaginal zu kommen: Wenn er seine Beine komplett zusammen hat, ich oben liege und mich langsam in der Waagerechten nach vorne und hinten schiebe und dabei meinen Venushügel an seinem Marshügel reibe, während ich die bewusste Bewegung in mir spüre, klappt es heute garantiert. Auch die emotionale Verbindung zwischen mir und meinem Freund wird immer tiefer. Herz an Herz, Auge in Auge, Becken an Becken – das spielt eine große Rolle! Ich kann einfach loslassen und kommen.

"Mein erster vaginaler Orgasmus fühlte sich tiefer und erdiger an als ein klitoraler Orgasmus."
"Mein erster vaginaler Orgasmus fühlte sich tiefer und erdiger an als ein klitoraler Orgasmus."
©
 

Sex lässt sich lernen

Heute darf ich das intensive Gefühl eines vaginalen Orgasmus regelmäßig erleben. Und ich habe am eigenen Leib erfahren: Sex lässt sich lernen. Erregung lässt sich lernen. Zulassen lässt sich lernen. Es sind einfach andere Nervenleitungen, die im Körper stimuliert werden. Je öfter ich übe, desto selbstverständlicher wird die neue Erfahrung für meinen Körper.

Mein Wissen darüber, das eigene erotische Potential zu entfalten, gebe ich mittlerweile im 1:1, in Online-Kursen und Tantra-Seminaren an andere Frauen weiter. Dabei liegt mir vor allem eines am Herzen: Zu vermitteln, dass du dich mit deinem eigenen Körper auseinandersetzen darfst und es dein Recht ist, deine Lust zu erkunden! Es geht dabei nicht immer nur um bestimmte Techniken, sondern um ein Grundgefühl der Neugier.

Gut abgestimmt

Wenn du beginnst, dich auf deinen Schoßraum einzulassen und anfängst, ihn mit deiner ganzen Liebe und Aufmerksamkeit zärtlich zu erkunden, werden sich völlig von alleine neue Türen zu einem tieferen Empfinden öffnen. Dazu braucht es weder große Hilfsmittel, die krassesten Sextoys oder "Porno-Sex". Es braucht nur dich und deine Bereitschaft.

Du wirst im Prozess vielleicht mit Emotionen konfrontiert werden, es wird sich manchmal taub oder seltsam anfühlen, du wirst nicht immer gleich geil bleiben – das alles aber darfst du als Teil deiner eigenen Reise ansehen. Die Verbindung zu deinem eigenen Yoniversum ist gleichzeitig die Rückbesinnung auf dich selbst – und erst die ermöglicht es dir, eine echte Verbindung zu deinem:r Sex-Partner:in herzustellen. Du darfst mir glauben, ich hab es selbst erlebt. Körperbewusstsein zu erlernen ist das A und O.

In diesem Sinne: Do less, feel more und lass dich kommen.

Livestreams der Sex Education verpasst?
Schau dir die Aufzeichnungen der Vorträge und Workshops jetzt gratis in der Mediathek an!

Schluss mit schnell und hart

Zur JOYclub-Mediathek


Wie sieht dein Weg zum Orgasmus aus? Tausch dich im Forum dazu aus.

Kostenloser Online-Kurs: Vaginal, klitoral, total egal – ein Orgasmus-Tutorial
Schluss mit schnell und hart

Schau in unser neues Orgasmus-Tutorial mit Sexologin Lara Flamme und entdecke weibliche Lust neu! Ein Online-Kurs für Menschen mit Vagina und alle, die mehr über den weiblichen Orgasmus erfahren wollen. Zum Lernen, Staunen und Mitmachen!

Der Online-Kurs ist auch für Basis-Mitglieder kostenlos.

Video-Tutorials Intimfitness

Sechs kurzweilige Trainingsvideos mit Anastasia Romanova zeigen dir Übungen für deinen Beckenboden, die du ganz ohne Trainingsgeräte und großen Zeitaufwand in deinen Alltag integrieren kannst.

Schluss mit schnell und hart
 

Zu den Video-Tutorials

Mehr neue Empfindungen

Was bitte ist JOYclub?


Alles, was du willst, würden wir gerne sagen. Aber JOYclub ist noch mehr. Eine Livestream-Plattform. Ein Dating-Portal. Eine erotische Mediathek. Ein frivoler Eventkalender. Ein erotisches Forum. Ein Online-Magazin.


Ein soziales Netzwerk für besondere Kontakte. Vor allem: eine sexpositive Community mit über 4 Millionen Mitgliedern.

Erfahre mehr.