Selfbondage ist eine Praktik aus dem BDSM-Bereich. Hier erzähle ich euch, wie das funktioniert und worin Reiz und Gefahr der Selbstfesselung liegen.
Autorin: Sarah aka So_much_Joy, Coachin der JOYclub-Sex-Education
Was ist Selfbondage?
Selfbondage unterscheidet sich vom Fesseln mit einer anderen Person wie Selbstbefriedigung und Sex. Beides kann wunderschön sein und seinen ganz eigenen Reiz haben. Beim Selfbondage wirst du selbst aktiv und darfst dich, deinen Körper und deine Emotionen ganz frei und ohne Druck entdecken und spüren.
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Worin liegt der Reiz beim Gefesseltwerden?
Viele Fesselliebhaber kommen beim Fesseln in einen Flow – einen Zustand, den viele als beglückend und erfüllend beschreiben, weil der Fokus komplett auf die vorliegende Beschäftigung gerichtet ist und störende und unwichtige Gedanken ausgeschaltet sind. Man versinkt vollkommen im Moment.
Kurzum: Gefesselt und in der eigenen Bewegungsfreiheit eingeschränkt sein,
- das bedeutet für einige Menschen größte (mentale) Freiheit;
- einige fühlen sich lebendig;
- wieder andere suchen die Herausforderung (von Körper und Geist);
- viele finden es ästhetisch oder auch meditativ.
Was bedeutet Selfbondage für mich?
Ich habe damals mit Selfbondage angefangen, weil die Sehnsucht nach Seilen auf meiner Haut in der fesselfreien Zeit zu groß wurde. Heute weiß ich die Sessions mit mir selbst sehr zu schätzen: Zweifel in Kommunikation oder Körpersprache treten nicht auf, zudem fokussiere ich mich stark auf den Moment und meinen Körper.
So kann ich gleichzeitig meine Skills im Bottoming (die passive Rolle beim Bondage) als auch als Riggerin (der aktive Part; die männliche Form heißt "Rigger") verbessern. Im Spiel mit mir selbst fühle ich mich stark, schön und unabhängig und verschaffe mir damit besondere Momente. Immer wieder entdecke und entwickle ich neue Fesslungen und liebe es, in den aufkommenden Emotionen zu versinken, ganz ohne zeitliches Limit von außen.
Ich kann ganz frei und schamlos meine intimsten Gedanken durchspielen und erfülle mir somit selbst meine geheimsten Sehnsüchte. Außerdem entscheide nur ich allein über den Ablauf, die Intensität und die Dauer der Session. Das ist auch mal Fluch, vor allem aber ein großer Segen.
Selfbondage: Diese Arten gibt es
- Das sinnliche Fesseln: Beim sinnlichen Selfbondage steht die psychologische Komponente im Vordergrund. Es geht um den Mindfuck, also die eigene Fantasie, nicht um schwierige oder gar riskante Fesslungen. So werden sichere und erprobte Fesslungen ausgeführt, aus denen man leicht wieder herauskommt. Die Gedanken an eine Bewegungseinschränkung oder -unfähigkeit und des Ausgeliefertseins stehen im Mittelpunkt.
- Das feste, strenge Fesseln: Bei dieser Art des Selfbondage steht der Körper und sein aufwendiges bis riskantes Einschnüren im Fokus. Über eine Vielzahl von körperlichen Empfindungen werden Emotionen hervorgerufen. Kinks wie Humiliation (Demütigung), Bestrafung oder D/s-Fantasien ergänzen das Spiel.
Während einer Session ist mein Körper völlig den Empfindungen ausgeliefert. Mein Geist hingegen muss klar bleiben. Denn im Notfall ist keine andere Person da, die eingreifen oder mich unterstützen könnte. Das Spiel mit den Seilen ist gefährlich und sie können falsch angewendet fatale Situationen hervorrufen.
Die Risiken beim Selfbondage
Das Spiel mit dem Seil ist und bleibt gefährlich und sollte stets mit gesundem Menschenverstand, ohne Drogen-, Alkohol- oder Schmerzmittelkonsum und in stabilem emotionalen Zustand durchgeführt werden. Dein Leben ist so viel wichtiger als das Erlangen einer kurzfristigen Befriedigung.
Seile auf dem Körper können zu einer Verringerung der Blutzirkulation oder im schlimmsten Fall zu einer Strangulation führen. Häufiger treten auch Nervenschäden durch Druck oder Verbrennungen der Haut auf. Das größte Risiko ist, dass du allein bist, also niemand dir unmittelbar im Not- oder Bedarfsfall helfen könnte.
Es gibt Maßnahmen, um bekannte Risiken im Selfbondage zu minimieren.
Selfbondage: Vorsichtsmaßnahmen
- Niemals legst du ein Seil um deinen Hals! Die Gefahr von Strangulation ist riesig und kann innerhalb von Sekunden zu einem Verlust des Bewusstseins führen.
- Eine Sicherheitsschere oder ein Sicherheitsmesser muss unbedingt in greifbarer Nähe liegen.
- Lerne deinen Körper und seine Signale kennen. Kennst du den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Schmerz? (Bottom-Skills)
- Empfehlenswert ist es, Workshops und Bondage-Tutorials zum Seilhandling, zur Technik usw. zu besuchen bzw. anzuschauen.
- Wenn sich etwas komisch anfühlt oder ein Knoten nicht gleich aufgeht: Panik vermeiden, ruhig atmen und konzentriert bleiben!
- Als Beginner mit simplen Fesslungen starten, dabei versuchen, nicht ungeduldig zu werden und die eigenen Fähigkeiten nicht zu überschätzen.
- Ein heller Raum für bessere Sichtbarkeit ist empfehlenswert (keine Kerzen!).
- Spiegel können nützlich sein, um alle Körperteile einzusehen.
- Solo-Sessions soweit es geht vorplanen: Was könnte schiefgehen? Was muss vorher erledigt werden (Essen, Katze füttern, Toilette)? Wozu muss ich danach noch in der Lage sein? Wie lange soll die Session dauern? Welcher Ablauf erscheint sinnvoll?
- Am besten liegt ein Handy griffbereit (dazu immer unbedingt einen Arm freilassen!).
- Beginner sollten keine Seile um den Kopf legen, der Hals ist generell tabu!
- Vertraust du dir selbst, deinen Fähigkeiten und deinem Körper? Halte dich zunächst an die Fesslungen, die sich sicher und richtig anfühlen!
Selfbondage ist für jeden geeignet
Selfbondage ist für jedes Geschlecht, Alter und jeden Körpertyp geeignet. Für alle gilt: Lerne Step-by-step, lerne über deine Intentionen und wie du sie in dein Fesseln einbringst. Sei geduldig und wertschätzend mit dir selbst. Die Zeit für aufwendigere und fortgeschrittene Fesslungen wird kommen. Genieße dich!
Über Sarah
Meine Leidenschaft für Selfbondage ist riesig, deshalb gebe ich mein Wissen in Online-Workshops und privaten Sessions an Lernwillige weiter. Alle Infos darüber findet ihr auf dem JOYclub-Profil VAEGABOUND.
In den Workshops zeige ich dir, wie Selfcare mit dem Seil aussehen kann, spreche über meine Philosophie beim Fesseln und gehe mit dir gemeinsam die ersten Schritte auf dem Weg zu deinem eigenen kreativen Flow.
Weitere Beiträge von und mit mir im JOYclub-Magazin:
BDSM und die gute Art von Schmerz
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