Anfang Juli besuchte ich mit "My Secret Garden" meine erste Erotik-Party. Oder genauer: ein Erotik-Festival. Eine mit über 1.600 Gästen stilvoll-frivole Open-Air-Veranstaltung an einem herrlichen Badesee in Halle. Was dort genau geschah, lest ihr in meinem Erfahrungsbericht.
Ich wandelte durch einen verzauberten Garten der Lust
Schon Wochen zuvor war ich aufgeregt: Wie würde es wohl sein, das erste Mal andere Leuten live beim Sex zu sehen? Werde ich überhaupt die Gelegenheit dazu haben, meine voyeuristische Neigung zu befriedigen? Oder spielt sich das Ganze nur in separierten Play-Areas ab? Und der Klassiker unter den Newbie-Fragen für Erotik-Partys: Was zur Hölle ziehe ich an?
Wie war es auf eurer ersten Erotik-Party?
Erinnert ihr euch noch an euer 1. Mal? An die Vorfreude, die (An-)Spannung, die Erlebnisse und die "Nachwirkungen"? Berichtet uns davon im JOYclub-Forum!
Ich machte mir so viele Gedanken darüber, was wo wie passieren könnte, muss und soll. Absolut unnötig, denn vor Ort war alles anders als in meiner Vorstellung: offen, versaut, frei, tolerant. Eine unbeschreibliche Atmosphäre, die noch lange nach "My Secret Garden" in mir nachwirkte.
Die Gäste trugen das, was ihren Fetisch und ihre Neigung unterstrich und/oder worin sie sich sexy, gesehen und wohl fühlten: ein Hauch von Nichts bis hin zum Ganzkörperlatexanzug. Für einen Neuling wie mich war es ein riesiger Pool an Inspirationen. Ich merkte, dass ich mich mit meinem schwarzen, kurzen Kleid, den Netzstrumpfhosen mit verspieltem Blumenmuster und meinen halsbrecherischen Acht-Zentimeter-Absatz-Plateau-Pumps zwar sexy und wohlfühlte, aber doch auf wesentlich mehr Stoff hätte verzichten können.
Sex hatte man fast überall da, wo Platz war. Und davon gab es auf dem Areal, das in seinem eigentlichen Dasein ein Naturbad mit Klettergarten ist, genug. Da waren einmal die "offiziellen" Spiel-Zelte für u.a. Paare, Swinger und BDSMler. Niedlich fand ich, dass man beim bewachten Paare-Zelt den verknäuelten Körpern von außen durch die Zeltfenster zuschauen konnte. Ich frage mich, ob der "Türsteher" wohl sehr gelitten hat, so nah am Paradies, und doch so fern.
Dann gab es noch den Sandstrand als beliebten Ort des zeigefreudigen Beischlafs, auf dem die Gäste bereits seit Mittag vor offiziellem Partybeginn zu entspannter DJ-Musik ihr Leben genossen. So viele liebten sich den ganzen Tag auf eine so selbstverständliche Art und Weise vor den Blicken der anderen, dass meine voyeuristische Lustkurve nach einiger Zeit schon nicht mehr in wahnsinnige Höhen schoß, sondern ich einfach nur hingerissen war von der Ästhetik und Natürlichkeit zweier oder mehrerer sich liebender, geiler Körper.
Sex war hier so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen
Möglicherweise lag der Punkt, dass ich selbst nicht permanent rattenscharf war, einfach am Konzept von "My Secret Garden". Sex war bei Weitem nicht das einzige, was es bei diesem Festival zu sehen, erleben und bestaunen gab. Tatsächlich schaffte ich nur einen einzigen, kompletten Rundgang über das Partygelände, weil an jeder Ecke so viel los war. Das Gelände kam mir riesig vor.
Erst am nächsten Morgen – ich übernachtete auf dem Campingplatz – fiel mir auf, dass das menschenleere Areal eigentlich gar nicht so groß ist, wie es mir in der Nacht vorgekommen war.
In der lauen Sommernacht der Party war es wunderschön ausgeleuchtet und thematisch in verschiedene Bereiche unterteilt. Fabelwesen tanzten auf Stelzen durch die Menschen, und diese wiederum zu den Ohrwürmern des DJs auf dem vollen Dancefloor. Ein wenig weiter gelangte man in den "Bondage-Wald", wie ich diesen Bereich taufte. Zwischen den Bäumen, von denen passenderweise die Seilkonstrukte des Kletterwaldes hingen, zeigten Bondage-Rigger ihre Kunst.
In einem anderen Bereich am Strand gab es einen kleinen Erotik-Markt, in welchem die Leute an den Verkaufständen exquisiter Shops und Künstler stöberten. Und mitten darin eine faszinierende Flagellation-Vorführung zweier Herren an den Arschbäckchen einer jungen, genießenden Frau.
Ich fühlte mich, als würde ich tatsächlich durch einen verzauberten Garten voller Lust wandeln, aus dem mich erst der Regenschauer, der nahezu pünktlich zum Ende von "My Secret Garden" um ein Uhr einsetzte, hinausriss. Ich war erstaunt, wie schnell diese Nacht vorbei war, in der ich viele wunderbare Begegnungen hatte, mir die Füße wund tanzte und lange Gespräche mit tollen Menschen führte. Für mich steht fest:
